Live-Übertragung der Wahl des neuen Papstes Leo XIV. in einem Restaurant in Cincinnati, USA.

US-Reaktionen auf Papst Leo XIV. Erstaunen, Begeisterung - und Kritik

Stand: 09.05.2025 09:16 Uhr

Viele Amerikaner freuen sich über den ersten Papst aus den USA. Doch gerade im Trump-Lager sind die Reaktionen verhalten - denn als Kardinal kritisierte Prevost die US-Flüchtlingspolitik.

Überraschung, Erstaunen, aber auch Freude und Begeisterung prägen die ersten Reaktionen in den USA auf den neuen Papst Leo XIV. "Es ist aufregend", sagt eine Frau auf der Straße in Washington. Und ihre Freundin ergänzt: "Ich habe immer gehört, sie wählen niemals einen Amerikaner."

"Ich denke, wer auch immer Papst wird, wo auch immer er herkommt, er sollte immer die gleiche Unterstützung haben", meint ein anderer Mann. "Es ist ziemlich cool", sagt eine weitere Passantin - eine Katholikin. "Aber wir müssen abwarten, wie er handelt."

"Alle haben immer gesagt, die USA sind zu groß"

Edward Beck, katholischer Priester, kennt Robert Prevost - jetzt Leo XIV. - aus gemeinsamen College-Jahren in Chicago. Er habe nie geglaubt, zu erleben, dass ein Amerikaner Papst wird, so Beck im Fernsehsender CNN: "Alle haben immer gesagt, die USA sind zu groß und mächtig in der Weltpolitik. Das kann nicht auch noch durch einen amerikanischen Papst verstärkt werden." Aber seine Qualitäten und seine Lebensgeschichte überstrahlten offenbar alles, sodass es keine Rolle mehr gespielt habe, sagte Beck.

Pater Robert Hagan ist wie der neue Papst Augustiner und seit Jahrzehnten mit ihm befreundet. "Er ist ein Brückenbauer", sagte Hagan bei CNN. "Er steht für Hoffnung, er ist unglaublich intelligent, aber nie von oben herab. Er nutzt seine Fähigkeiten in einer Weise, die Menschen aufrichtet. So hat er sein ganzes Leben gewirkt, als Augustiner, Missionar, Priester. Und er wird es bestimmt genauso als Heiliger Vater und Papst tun."

Nicht nur US-Amerikaner, auch Lateinamerikaner

Auch der katholische Kirchenhistoriker Mark Lewis meint: Die Kardinäle, die diesen Papst gewählt haben, hätten ihn nicht nur als US-Amerikaner gesehen, sondern genauso als Lateinamerikaner. In Peru war Prevost zwei Jahrzehnte als Missionar und Kardinal tätig - und besitzt daher auch die peruanische Staatsbürgerschaft.

Vor allem aber seine Erfahrung in hoher Funktion im Vatikan selbst habe gezählt: "Seine Persönlichkeit steht deutlich stärker im Vordergrund als seine Nationalität, auch mehr als die vielen Sprachen, die er spricht", so Lewis bei CNN.

Kritik von rechten Trump-Fans

US-Präsident Donald Trump betonte in seiner ersten Reaktion dennoch die Herkunft des neuen Papstes. "Zum ersten Mal einen Papst aus den Vereinigten Staaten von Amerika zu haben, ist eine große Ehre", so Trump. Auf die Frage, ob er den neuen Papst bald treffen wolle, sagte Trump: Ja, das habe er vor.

Allerdings sind nicht alle im Trump-Lager begeistert. Die ultrarechte Influencerin Laura Loomer, die offenbar großen Einfluss auf den Präsidenten hat, beschimpfte ihn als "Marxisten" und "Anti-Trump".

Grund dürfte sein, dass sich Prevost als Kardinal kritisch über die "America First"-Politik der US-Regierung geäußert hatte. Im Februar hatte er Vizepräsident JD Vance - der selber Katholik ist - deutlich von einem theologischen Standpunkt aus kritisiert: Vance hatte in einem Interview über ein "christliches Konzept" referiert, "das besagt, dass man seine Familie liebt, dann seinen Nächsten, dann seine Gemeinschaft, dann seine Mitbürger, und danach erst den Rest der Welt". Prevost teilte daraufhin auf der Plattform X einen Meinungsbeitrag: "JD Vance liegt falsch: Jesus fordert uns nicht auf, unsere Liebe zu anderen zu bewerten", hieß es da.

Es gibt auch kritische Stimmen

Und auch aus einem anderen Grund gibt es kritische Töne in den USA. Organisationen, die Missbrauchs-Opfer vertreten, verweisen auf Berichte, nach denen Prevost in früheren Jahren ungenügend auf Vorwürfe gegen Geistliche reagiert habe.

Kim Daniels unterrichtet katholische Soziallehre an der Georgetown University in Washington. Sie nimmt den neuen Papst in gewisser Weise in Schutz: "Er hat offenbar in früheren Jahren in einer Art und Weise reagiert, wie es damals in der katholischen Kirche Standard war", so Daniels bei PBS. "Ich setze jetzt darauf, dass er die notwendige Sensibilität für das Thema mitbringt - das heißt: null Toleranz, volle Verantwortung und Transparenz in die Debatte bringen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 09. Mai 2025 um 08:05 Uhr.