Indische Soldaten in Srinagar

Konflikt um Kaschmir-Region Indien und Pakistan einigen sich auf Waffenruhe

Stand: 10.05.2025 18:57 Uhr

Zwischen Indien und Pakistan sollen die Waffen schweigen. Beide Länder verständigten sich auf eine Feuerpause - unter Vermittlung der USA. Doch die Waffenruhe zwischen den beiden Atommächten scheint brüchig zu sein.

Seit Tagen greifen sich Indien und Pakistan gegenseitig an. Es sind die heftigsten Kämpfe seit Jahrzehnten im Konflikt um die geteilte Kaschmir-Region. Die Sorge vor einer Eskalation zwischen den beiden verfeindeten Atommächten war groß. Doch jetzt deutet sich Entspannung an: Indien und Pakistan haben sich auf eine Waffenruhe verständigt.

Verkündet wurde diese zunächst von den USA. "Nach einer langen Nacht mit Gesprächen unter Vermittlung der USA freue ich mich, mitteilen zu können, dass Indien und Pakistan sich auf eine vollständige und sofortige Waffenruhe geeinigt haben", schrieb Präsident Donald Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Er gratulierte beiden Ländern dazu, "gesunden Menschenverstand und große Intelligenz" gezeigt zu haben.

Außenminister Marco Rubio erklärte, die Einigung sei das Ergebnis umfangreicher Verhandlungen von ihm und Vizepräsident JD Vance mit den indischen und pakistanischen Regierungschefs Narendra Modi und Shehbaz Sharif sowie weiteren hochrangigen Regierungsvertretern.

Karte: Indien und Pakistan sowie die Region Kaschmir

Bestätigung aus Pakistan und Indien

Die beiden betroffenen Länder bestätigen die Einigung. "Pakistan und Indien haben sich auf eine sofortige Waffenruhe geeinigt", erklärte der pakistanische Außenminister Ishak Dar im Onlinedienst X. Pakistan habe sich "stets für Frieden und Sicherheit in der Region eingesetzt, ohne dabei seine Souveränität und territoriale Integrität zu gefährden", fügte Dar hinzu.

Der Staatssekretär im indischen Außenministerium, Vikram Misri, sagte, die Leiter der militärischen Operationen beider Länder hätten miteinander gesprochen. "Es wurde vereinbart, dass beide Seiten den Beschuss und alle militärischen Aktionen zu Land, in der Luft und zur See einstellen werden." Beide Seiten hätten Anweisungen erhalten, diese Vereinbarung umzusetzen. Die ranghöchsten Militärvertreter würden am Montag erneut miteinander sprechen.

Der pakistanische Ministerpräsident Sharif dankte US-Präsident Trump für seine Rolle bei der Sicherung des Friedens. Dies sei ein Neuanfang bei der Lösung der Probleme in der Region, die Frieden, Wohlstand und Stabilität behinderten.

Beide Seiten berichten von Verletzungen der Waffenruhe

Doch die Waffenruhe scheint brüchig zu sein. Beide Seiten berichten von neuen Vorfällen. Nach pakistanischen Angaben kommt es im Grenzgebiet weiter zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Ein für Kaschmir zuständiger pakistanischer Minister erklärte, Scharmützel an der De-facto-Grenze dauerten an.

"Pakistan verstößt gegen das bilaterale Abkommen mit Indien", heißt es im Gegenzug laut der Nachrichtenagentur AFP aus indischen Regierungskreisen. Journalisten von vor Ort berichten von mehreren Explosionen in der Stadt Srinagar im indisch kontrollierten Teil der Region Kaschmir.

"Was zum Teufel ist gerade mit der Waffenruhe passiert? In ganz Srinagar sind Explosionen zu hören", schrieb Omar Abdullah, Regierungschef des Bundesstaates Jammu und Kaschmir, im Onlinedienst X.

Freude und Erleichterung

Zuvor wurde auf den Straßen in Pakistan die Nachricht von der Waffenruhe mit Freude und Erleichterung aufgenommen. "Es lebe Pakistan", riefen Menschen und bezeichneten die Einigung als einen Moment des Nationalstolzes und der Erleichterung nach Tagen erhöhter Spannungen.

Im Nordwesten Pakistans, in der Stadt Peshawar und in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan feierten einige Menschen mit Schüssen in die Luft. In Muzaffarabad, der Hauptstadt des pakistanisch kontrollierten Teils der Region Kaschmir, begrüßten die Einwohner die Waffenruhe und hofften, dass sie der Region die lang erwartete Entspannung bringen würde. "Für uns bedeutet Frieden Überleben", sagte Einwohner Zulfikar Ali der Nachrichtenagentur AP. "Wir haben genug gelitten. Ich bin froh, dass sowohl Pakistan als auch Indien eine vernünftige Entscheidung getroffen haben."

Pakistanische Bürger bewerfen sich mit Rosenblättern, um den Waffenstillstand zwischen Pakistan und Indien zu feiern.

Pakistanische Bürger bewerfen sich mit Rosenblättern, um den Waffenstillstand zu feiern.

Tagelang Angriffe von beiden Seiten

Als Auslöser der jüngsten Spannungen gilt ein Terroranschlag vom 22. April im indischen Teil Kaschmirs, bei dem 26 Menschen - überwiegend indische Touristen - getötet wurden. Indien macht dafür islamistische Extremisten mit Verbindungen nach Pakistan verantwortlich. Pakistan bestreitet eine Verwicklung.

Am Mittwoch war der Konflikt dann militärisch eskaliert. Indien bombardierte mehrere Ziele in Pakistan, Islamabad antwortete mit Artilleriefeuer. Bisher wurden bei den Angriffen rund 60 Zivilisten getötet. Noch Stunden vor der Einigung hatte es neue Meldungen von Toten und Verletzten nach erneuten Angriffen gegeben.

Streit um Kaschmir-Region

Die eigentlichen Ursprünge des Konflikts zwischen den beiden Staaten reichen bis in die Kolonialzeit zurück. 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime.

Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Denn die Region Kaschmir im Himalaya ist seit der Unabhängigkeit geteilt. Beide Länder beanspruchen sie vollständig für sich und haben bereits zwei Kriege um die Kontrolle über die Bergregion geführt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 10. Mai 2025 um 15:00 Uhr.