
Krieg in Nahost Angriffe gehen weiter - Klinik in Israel getroffen
Im Süden Israels wurde ein Krankenhaus von einer iranischen Rakete getroffen, es gibt zahlreiche Verletzte. Auch in Tel Aviv gab es Einschläge. Israel wiederum nahm vor allem iranische Atomanlagen ins Visier.
Der Krieg zwischen Israel und dem Iran geht unvermindert weiter. Bei einem iranischen Raketenangriff ist israelischen Angaben zufolge das Soroka-Krankenhaus in Beerscheva getroffen worden. Es habe große Schäden und 32 Verletzte gegeben, sagte ein Krankenhaussprecher. Die Klinik forderte die Menschen auf, nicht zur Behandlung zu kommen. Nach Angaben der Feuerwehr wurden offenbar auch einige Wohngebäude getroffen. Auch da habe es große Schäden gegeben, hieß es.
Nach Angaben des Krankenhauses wurde vor allem ein altes Operationsgebäude getroffen, das schon in den vergangenen Tagen evakuiert worden war. "Zum Glück haben wir gestern eine der Abteilungen geräumt - sonst gäbe es sie jetzt nicht mehr", sagte ein Mitarbeiter des Krankenhauses.
Die iranische Revolutionsgarde erklärte, Ziel des Angriffs seien israelische Militär- und Geheimdienstanlagen in der Nähe des Krankenhauses gewesen.
Netanjahu: Führung in Teheran wird "hohen Preis" bezahlen
Die israelische Regierung verurteilte den Angriff scharf. Die Führung in Teheran werde einen "hohen Preis" dafür zahlen, schrieb Regierungschef Benjamin Netanjahu im Onlinedienst X. Außenminister Gideon Saar sprach von einem Kriegsverbrechen, ebenso wie Gesundheitsminister Uriel Buso. Er sprach von einem "Terrorangriff, der eine rote Linie überschritten hat".
Verteidigungsminister Israel Katz nahm Irans obersten Führer Ajatollah Ali Chamenei direkt ins Visier. "Ein Diktator wie Chamenei, der an der Spitze eines Staates wie Iran steht, und sich die Zerstörung des Staates Israel auf die Fahne geschrieben hat, dieses schreckliche Ziel der Zerstörung Israels, kann nicht weiter existieren", sagte er.
Wieder Einschläge in Tel Aviv
Um kurz nach sieben Uhr morgens heulten auch im Großraum Tel Aviv wieder die Sirenen. Es gab erneut einen heftigen Angriff mit ballistischen Raketen aus dem Iran. Heftige Explosionen waren zu hören, Rauchwolken stiegen über der Metropole zwischen Wolkenkratzern auf. Direkte Treffer auf Wohnhäuser wurden aus Tel Aviv selbst und der Vorstadt Cholon gemeldet. Auch eine Schule soll getroffen worden sein. Es ist von Dutzenden Verletzten und Schwerverletzten die Rede.
Das israelische Militär attackierte den Iran nach eigenen Angaben erneut aus der Luft. Dabei seien Ziele in der Hauptstadt Teheran und anderen Gebieten des Landes angegriffen worden, teilten die Streitkräfte mit.
Auch in der Nacht gingen die Raketenbeschüsse weiter. In Teheran wurde die Flugabwehr wieder aktiviert. Nach Angaben der staatsnahen Nachrichtenagentur SNN wurden am Rand der iranischen Hauptstadt Drohnen abgefangen. Im Zentrum der Angriffe standen erneut Anlagen des iranischen Atomprogramms, so zum Beispiel Fertigungsanlagen für Uran-Zentrifugen.
Angriff in der Nähe eines Schwerwasserreaktors
Die israelische Armee hatte die iranische Bevölkerung in der Nähe des Kernreaktors nordwestlich der Stadt Arak zur Evakuierung aufgerufen. Die Mitteilung des Militärs wurde auf der Plattform X geteilt. In dem Beitrag war ein Satellitenbild des Schwerwasserreaktors zu sehen, der rot eingekreist war. Am Morgen meldeten mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf iranische Medien einen Angriff in der Nähe des Reaktors. Die Anlage sei vor dem Angriff evakuiert worden und es bestehe kein Strahlungsrisiko, meldete die Nachrichtenagentur Insa unter Berufung auf offizielle Angaben.
Die Internationale Atomenergieagentur IAEA schrieb auf der Plattform X, sie habe Informationen darüber, dass der im Bau befindliche Forschungsreaktor getroffen worden sei. Dieser sei aber nicht in Betrieb gewesen und habe kein radioaktives Material enthalten. Die IAEA schrieb weiter, sie habe keine Informationen darüber, ob der Schwerwasserreaktor getroffen worden sei.
Angriffe auf weitere Atomanlagen
Auch die Atomanlage in Natans griff Israel nach eigenen Angaben erneut an. In Natans lässt die iranische Regierung Uran anreichern. Die israelische Armee hatte die Anlage bereits zum Beginn ihrer Angriffe auf den Iran bombardiert. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Sonntag gesagt, dass dabei die wichtigste Urananreicherungsanlage in Natans zerstört worden sei.
Das israelische Militär griff nach eigenen Angaben auch die iranische Atomanlage in Isfahan an. Andere Einrichtungen würden weiterhin ins Visier genommen, teilte ein Sprecher mit.
Iranischen Berichten zufolge wurden außerdem 18 mutmaßliche Agenten festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, in der Stadt Maschad im Nordosten des Landes Drohnen für Israel gebaut zu haben.
Seit Beginn des Krieges vergangene Woche wurden im Iran laut dem Menschenrechtsnetzwerk HRANA mit Sitz in den USA insgesamt 639 Menschen getötet, davon mindestens 263 Zivilisten. Die Organisation beruft sich auf offizielle Angaben und lokale Berichte. In Israel, wo den Menschen viele Schutzbunker als Fluchtorte offenstehen, gab es nach israelischen Angaben bisher 24 Tote - alle von ihnen Zivilisten.
Weiter Rätselraten über Vorgehen der USA
Derweil bereiten sich die USA einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge auf ein mögliches Eingreifen im Iran in den kommenden Tagen vor. Unter Berufung auf Insider heißt es, die Situation entwickle sich weiter und könne sich noch verändern. Einige der Insider verweisen dem Bericht nach auf mögliche Pläne für einen Angriff am Wochenende. Gestern war US-Präsident Donald Trump noch Fragen dazu ausgewichen. "Niemand weiß, was ich tun werde", sagte er.
Das Wall Street Journal berichtete, dass Trump am Dienstag seinen Beratern gesagt habe, dass er Angriffspläne grundsätzlich schon genehmigt habe, ohne jedoch grünes Licht dafür gegeben zu haben. "Alle Optionen liegen auf dem Tisch", sagte ein Mitarbeiter des Weißen Hauses auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP.
Der oberste Führer im Iran, Ajatollah Ali Chamenei, hatte die US-Forderung nach einer bedingungslosen Kapitulation seines Landes entschieden zurückgewiesen. "Die iranische Nation lehnt einen aufgezwungenen Krieg genauso ab wie einen aufgezwungenen Frieden", sagte das iranische Staatsoberhaupt.
Israels Verteidigungsminister Israel Katz nahm Chamenei direkt ins Visier. "Ein Diktator wie Chamenei, der an der Spitze eines Staates wie Iran steht, und sich die Zerstörung des Staates Israel auf die Fahne geschrieben hat, dieses schreckliche Ziel der Zerstörung Israels, kann nicht weiter existieren", sagte er.
Gespräche mit Irans Außenminister anberaumt
In Europa wird weiter versucht, den Iran wieder zu Verhandlungen über dessen Atomprogramm zu bewegen. Am Freitag treffen sich dazu die Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas mit dem iranischen Außenminister in Genf. Ziel der Gespräche ist es nach Angaben der deutschen Diplomaten, die iranische Seite zu einer Garantie zu bewegen, dass sie das Atomprogramm wirklich nur für zivile Zwecke nutzt.
Irans Außenminister Abbas Araghtschi bestätigte offiziellen Angaben zufolge seine Teilnahme an dem Treffen. Es finde auf Wunsch der drei europäischen Länder statt, zitierten iranische Staatsmedien Araghtschi weiter.
Die Menschen im Iran sind derzeit wegen der Abschaltung des Internets weitgehend von der globalen Kommunikation abgeschnitten. Der Iran sei nun seit mehr als 12 Stunden offline, berichtete die Organisation Netblocks am Morgen. Netblocks ist vor allem für die Beobachtung von Internetsperren bekannt. "Die Maßnahme behindert weiterhin den Zugang der Bürger zu Informationen in einer kritischen Zeit", so die Nichtregierungsorganisation.
Mit Informationen von Bettina Meier, ARD-Studio Tel Aviv