
Baden-Württemberg Exzellenzcluster von Universitäten: So schneiden die Universitäten in BW ab
Cluster sind fachübergreifende Forschungsprojekte. Am Donnerstag wurde entschieden, welche baden-württembergische Universitäten die Förderung "Exzellenzcluster" erhalten.
Die Exzellenzkommission der Länder und des Bundes hat am Donnerstagabend bekannt gegeben, welche Forschungsprojekte als sogenannte "Exzellenzcluster" gefördert werden. Entschieden haben das die Mitglieder eines Expertengremiums und die für Wissenschaft und Forschung zuständigen Ministerinnen und Minister des Bundes und der Länder. Dabei geht es um viel Geld und das Prestige der Universitäten.
Welche baden-württembergische Universität hat wie abgeschnitten? Hier alle Ergebnisse im Überblick:
- Uni Tübingen: Spitzenreiter in Baden-Württemberg
- Universität Heidelberg bekommt drei Exzellenzcluster
- Universität Freiburg erhält zwei Exzellenzcluster
- Karlsruher Institut für Technologie (KIT) behält bestehende Exzellenzcluster
- Reaktionen: BW-Politiker begrüßen Entscheidung
- Ulm verpasst Hürde für eine Bewerbung zur Exzellenz-Uni
- Kein Exzellenztitel für die Universität Konstanz
- Vorerst keine "Exzellenz-Universität" in Stuttgart
Uni Tübingen: Spitzenreiter in Baden-Württemberg
Am größten dürfte die Freude in Tübingen sein. Gleich sechs Exzellenzcluster-Anträge der Universität wurden bewilligt. Ursprünglich hatte sie sich mit neun Forschungsprojekten auf die Förderungen beworben – das sind so viele Anträge wie im gesamten Bundesland Bayern gestellt wurden.
Drei Projekte bekommen die Exzellenzförderung zum ersten Mal - darunter eine Forschung über die Entstehung der Menschheit aus biologischer und kultureller Perspektive. Drei weitere Forschungen konnten ihren Exzellenztitel von 2018 verteidigen. Dabei geht es in einer Arbeit um die Konzeption von Tumortherapien. Ein weiteres Cluster beschäftigt sich mit der Bekämpfung von Infektionskrankheiten.
"Heute ist ein Tag zum Feiern" - so eröffnete Rektorin Professor Karla Pollmann am Donnerstagabend die Pressekonferenz. Dass gleich sechs Projekte eine Exzellenzförderung bekommen haben, sei ein Meilenstein für die Universität Tübingen. Pollmann bedankte sich bei allen Forscherinnen und Forschern, die an dem Erfolg mitgearbeitet haben und lobte die konstruktive Zusammenarbeit an der Universität. Auch den drei Projekten, die keine Förderung bekommen hatten, sprach Pollmann Anerkennung aus. Sie versicherte, dass auch diese Forschungen weitergeführt würden.
Universität Heidelberg bekommt drei Exzellenzcluster
Die Universität Heidelberg hat den Zuschlag für drei von vier eingereichten Forschungsprojekten bekommen. Zu den erfolgreichen Clustern gehören zwei völlig neue Forschungsprojekte, bei denen es zum einem um den Kampf gegen Immunkrankheiten und Krebs geht und zum anderen um die Robustheit von Pflanzen. Beim dritten Projekt geht es um das Thema Digitalisierung in der 3-D-Fertigung. Es hatte bereits den Status eines Exzellenzclusters und wird nun weiter gefördert.
Die Universität zeigte sich erfreut über den Ausgang des Wettbewerbs und wertete es als hervorragenden Erfolg, drei Anträge ins Ziel bekommen zu haben. Da mehr als zwei Projekte den Zuschlag bekommen haben, hat Heidelberg die Chance, weiterhin Exzellenzuniversität zu bleiben. Die Entscheidung darüber wird im kommenden Jahr fallen.
Universität Freiburg erhält zwei Exzellenzcluster
Große Freude an der Universität Freiburg. Die Deutsche Forschungsgesellschaft DFG fördert zukünftig zwei Exzellenzcluster in Freiburg mit mehreren Millionen Euro. Die Fördergelder gehen an die Forschungsprojekte "CIBSS - Zentrum für Integrative Biologische Signalstudien" und "Future Forests - Die Anpassung komplexer sozialökologischer Waldsysteme an den globalen Wandel".
Insgesamt hatte die Uni Freiburg vier Projekte ins Rennen geschickt. Ein Forschungsprojekt zur Verfassungsforschung und eines zur Materialforschung gingen bei der Entscheidung am Nachmittag leer aus. Da aber zukünftig zwei Freiburger Projekte gefördert werden, darf sich die Uni Freiburg im nächsten Schritt auch um den Status als Exzellenz-Universität bewerben.
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) behält bestehende Exzellenzcluster
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat zwei von drei Anträgen bewilligt bekommen. Es hatte sich mit zwei bestehenden Clustern und einem neuen Forschungsprojekt beworben. Die zwei bestehenden Cluster werden auch weiterhin gefördert, das neue Forschungsprojekt zu Grundlagen in der Quantentechnologie fand keine Berücksichtigung.
Die bisherigen Cluster sind die Projekte "3D Matter Made to Order" (gemeinsam mit der Universität Heidelberg) und "Post Lithium Storage" (gemeinsam mit den Universitäten Ulm und Gießen). Dabei geht es um Material- und Batterieforschung. Pro Cluster hat das KIT bis zu 70 Millionen Euro beantragt.
"Wir sind mehr als glücklich, dass die von uns eingereichten Forschungscluster die Jury überzeugt haben", sagt Professor Jan S. Hesthaven, Präsident des KIT. "Das ist eine Auszeichnung für die exzellente Arbeit unserer Forschenden sowie unserer Partner und Partnerinnen. Sie zeigt auch das Vertrauen, das international in unsere Forschung gesetzt wird. Die Auszeichnung ist für uns Auftrag und Verpflichtung, diesem Vertrauen auch in Zukunft gerecht zu werden."
BW-Politiker begrüßen Entscheidung
Baden-Württemberg verteidige mit den Exzellenzclustern seinen Platz als außergewöhnlicher und international sichtbarer Forschungsstandort, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Das Land sei attraktiv für schlaue Köpfe. Auch Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) wertet die Entscheidung als Bestätigung für den Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg. Sie spreche für herausragende Forschungsleistung und hohes Innovationspotenzial.
Ulm verpasst Hürde für eine Bewerbung zur Exzellenz-Uni
Für die Universität Ulm hat es nicht gereicht für eine Bewerbung als Exzellenz-Uni. Ulm ist nur mit einem Projekt durchgedrungen. Das ist aber nicht genug. Es hätten nämlich zwei Projekte sein müssen. Nur dann hätte sich die Uni für den Status Exzellenz-Uni bewerben können.
Dennoch wertete Uni-Präsident Michael Weber im SWR-Interview die Entscheidung der Deutschen Forschungsgesellschaft nicht gänzlich negativ: Die Förderung des Batteriespeicher-Projektes sei schließlich bestätigt worden. Man schaue weiter motiviert nach vorne. Trotzdem bedauerte er, die Hürde auf dem Weg zur Exzellenz-Uni verpasst zu haben. Der Status hätte Privilegien wie 15 Millionen Euro an Fördergeld alleine für den Titel versprochen. Aber auch noch mehr internationales Ansehen und letztlich Arbeitsplätze. Die Ulmer Forscher hatten sich mit zwei Exzellenzclustern beworben: Batterieforschung und Quantentechnologie.
Kein Exzellenztitel für die Universität Konstanz
Tränen an der Universität in Konstanz: es steht fest - den Titel "Exzellenz-Universität" wird sie nach fast 20 Jahren verlieren. Für die Bewerbung auf den des Exzellenztitel muss eine Universität zwei exzellente Groß- und Forschungsprojekte, die sogenannten Cluster, vorweisen. Doch nur einer der beiden Cluster der Universität Konstanz ist als exzellent bewertet worden. Das Forschungsprojekt zur "politischen Dimension von Ungleichheit" hat den Titel behalten und wird für weitere sieben Jahre mit knapp 50 Millionen Euro gefördert, nicht aber der Cluster zu kollektivem Verhalten.
Mit dem Verlust des Status gehen erhebliche finanzielle Einbußen einher. Fördermittel in Millionenhöhe entfallen - Stellenkürzungen werden die Folge sein. Trotz der Enttäuschung blickt Rektorin Prof. Dr. Katharina Holzinger nach vorn: "Wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen, aber wir müssen damit umgehen. Ich bin überzeugt, wir schaffen das." Die Universität wolle sich nun verstärkt um alternative Förderquellen bemühen und strebt für das Jahr 2032 eine erneute Bewerbung im Rahmen der Exzellenzstrategie an.
Die Universitäten Stuttgart und Hohenheim haben aktuell keine Chance darauf, sich "Exzellenz-Universität" nennen zu dürfen, was mit einem Imagegewinn verbunden gewesen wäre. Denn sie hatten zu wenig Erfolg dabei, sich um Fördergeld für vier Forschungsschwerpunkte ("Exzellenzcluster") zu bewerben. Das geht aus einer Mitteilung des Landeswissenschaftsministerium hervor.
Vorerst keine "Exzellenz-Universität" in Stuttgart
Die Universität Stuttgart hatte bei der Exzellenzkommission der Länder und des Bundes vier Fördergeld-Anträge eingereicht, doch nur einer von ihnen hatte Erfolg. Das führt zwar dazu, dass die Universität für weitere sieben Jahre Fördergeld für ein Exzellenzcluster erhält. Dabei wollen Forschende der Universität Stuttgart und des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme (MPI-IS) gemeinsam durch digitale Technologien das Planen und Bauen "zukunftsfähig und klimapositiv transformieren", wie die Universität mitteilt. Doch nur ein geförderter Forschungsschwerpunkt reicht nicht aus, um sich als Universität auch um den prestigeträchtigen Titel "Exzellenz-Universität" bewerben zu können - dafür sind mindestens zwei nötig.
Dieses Kriterium erfüllt jedoch die Universität Stuttgart nun nicht. "Wir hätten uns heute für unsere drei weiteren Clusteranträge ein noch besseres Ergebnis gewünscht", heißt es dazu von Professor Peter Middendorf, dem Rektor der Universität Stuttgart. Nun wolle man die entsprechenden Gutachten analysieren und die strategische Weiterentwicklung als forschungs- und transferstarke Universität weiter vorantreiben.
Auch die Universität Hohenheim kommt nur auf eine Förderzusage für ein Projekt, an dem sie zusammen mit den Universitäten Heidelberg und Tübingen arbeitet, die im Wettbewerb um Fördergeld erfolgreicher waren. Gemeinsam wollen sie den Angaben zufolge unter dem Projekttitel "GreenRobust" die Robustheit pflanzlicher Systeme erforschen.
Sendung am Fr., 23.5.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg