
Baden-Württemberg Olgaeck, Gaisburger Brücke und Co.: Hier passieren die meisten Unfälle in Stuttgart
Am vergangenen Freitag ist eine Frau bei einem Verkehrsunfall am Olgaeck gestorben. Es gibt aber auch noch andere gefährliche Kreuzungen in Stuttgart. Wir haben sie uns angesehen.
Nach dem tödlichen Unfall am Olgaeck am vergangenen Freitag wird jetzt über die Sicherheit an diesem Verkehrsknotenpunkt diskutiert. In der Verkehrsunfallstatistik des Polizeipräsidiums Stuttgart über das Jahr 2024, die Anfang März veröffentlicht wurde, belegt der Ort Charlottenstraße - Olgastraße Platz acht von zehn auf der Liste der schwerwiegendsten sogenannten Unfallhäufungsstellen. Demnach kam es im vergangenen Jahr an diesem Ort zu neun Unfällen, bei sechs davon wurden Personen verletzt.
Angeführt wird die Liste vom Gebhard-Müller-Platz in Stuttgart-Mitte. Hier sind 17 Unfälle passiert, davon acht mit Personenschaden. Auf Platz zwei landen mit jeweils zwölf Unfällen gleich drei Orte: die Gaisburger Brücke, die Kreuzung Cannstatter Straße/Heilmannstraße und die Kreuzung Solitudestraße/Engelbergstraße.
Die Bildergalerie zeigt drei Orte in Stuttgart, an denen 2024 die meisten Unfälle passiert sind:
Demo geplant: Initiativen fordern Tempo 30
Noch ist unklar, wie es zu dem Unfall am vergangenen Freitag kommen konnte. Doch schon jetzt fordern viele Menschen Konsequenzen für den Verkehrsknotenpunkt am Olgaeck. Diesen Freitag, genau eine Woche nach dem tödlichen Unfall, soll es eine Demonstration von verschiedenen Initiativen aus Stuttgart geben. Dabei soll unter anderem an der Unfallstelle der verstorbenen 46-jährigen Frau gedacht werden. Die Initiatoren haben aber auch eine politische Forderung: Die Stadt Stuttgart soll sicherer werden.
Im Stadtgebiet gibt es große Gefahren für Leute, (...) die nicht im Auto sitzen. Tobias Willerding, Vorsitzender ADFC Stuttgart
"Meiner Meinung nach ist die Kreuzung nicht sicher", sagt Tobias Willerding, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Stuttgart (ADFC). Der ADFC beteiligt sich an der Kundgebung am Freitag. Die Veranstalter fordern breitere Fußgängerwege - dafür solle der Autoverkehr Platz abgeben - und Tempo 30 an der Unfallstelle. "Wir wollen die politischen Entscheidungsträger aufrütteln", so Willerding. Die Sicherheit solle am Olgaeck, aber auch an anderen Orten in der Stadt erhöht werden.
Experte: Können nicht jeder Verkehrsart eigenen Raum geben
Markus Friedrich vom Institut für Straßen- und Verkehrswesen an der Universtität Stuttgart hält eine Geschwindigkeitsreduzierung an Gefahrenstellen generell für eine gute Idee. Man müsse sich zwar überlegen, was es für die Kreuzung bedeutet, so Friedrich. Beispielsweise müssten dadurch Busfahrpläne oder Ampelschaltungen angepasst werden. Durch ein geringeres Tempo ließe sich aber die Schwere der Unfälle reduzieren.
Grundsätzlich ist Reduzierung der Geschwindigkeit ein sehr wirksames Mittel um die Schwere der Unfälle (...) zu reduzieren. Markus Friedrich, Professor an der Universität Stuttgart
Fahrbahnen zu streichen und in Fußgängerwege umzuwandeln, sei dagegen schon schwieriger und "eine politische Frage", meint der Verkehrsexperte, denn der verfügbare Straßenraum sei begrenzt. "Diese Vorstellung, dass wir jeder Verkehrsart ihren eigenen Verkehrsraum geben, ist unrealistisch", sagt Friedrich. Vielmehr müsse man sich den Raum teilen. Damit das klappt, könnte auch eine reduzierte Geschwindigkeit helfen.
Gerade am Olgaeck sei es nicht leicht, Fahrbahnen wegzunehmen. "Die Stadt Stuttgart wird daran nicht zugrunde gehen, aber es wird sehr deutliche Auswirkungen haben", meint der Professor. Beispielsweise würde sich der Verkehr verlagern.
Diskussion um Tempo 30 auch in Esslingen
Die Diskussion um ein Tempolimit an Unfallstellen ist nicht neu. Nach einem schweren Verkehrsunfall in Esslingen im Oktober 2024 wurde auch dort die Forderung nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung laut. Zwei Monate später konnte dann Tempo 30 eingeführt werden. An der Unfallstelle am Olgaeck gilt bisher, wie in der restlichen Innenstadt, Tempo 40.
Sendung am Di., 6.5.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4