
Baden-Württemberg Stuttgart: Wie gefährlich ist die Olgaeck-Kreuzung?
Nach dem tödlichen Unfall am Stuttgarter Olgaeck laufen jetzt Debatten um die Gefahren an der Kreuzung. Die Statistik zeigt: Schon oft kam es hier zu schlimmen Unfällen mit Fußgängern.
Nachdem am vergangenen Freitag ein Fahrer eines Luxus-Geländewagens am Olgaeck in Stuttgart in eine Menschenmenge gefahren ist, gibt es jetzt Diskussionen um die Gefahren für Passantinnen und Passanten an der stark befahrenen Kreuzung. Denn offizielle Zahlen zeigen, dass es in den letzten Jahren immer wieder zu zum Teil tödlichen Unfällen am Olgaeck kam. Ein Bündnis verschiedener Organisationen fordert nun politisches Handeln.
Polizei Stuttgart: Unfälle häufen sich im Bereich
Bei dem Unfall vergangene Woche wurden sieben Menschen zum Teil schwer verletzt, eine 46-Jährige Frau erlag noch am Freitagabend ihren Verletzungen. Auf SWR-Nachfrage erklärte die Polizei, dass der Bereich zwischen der Charlottenstraße und der Olgastraße als sogenannte "Unfallhäufungsstelle" geführt wird.
Insgesamt sei der Bereich des Olgaecks einer der am stärksten frequentierten Bereiche in Stuttgart. Laut einer Polizei-Sprecherin ist der Bereich auf Platz acht der zehn "schwerwiegendsten Unfallhäufungsstellen". Also Orte, an denen sich besonders oft Unfälle ereignen.
Olgaeck: 38 Verkehrsunfälle, zwei Tote und mehrere Verletzte seit 2022
Was das bedeutet, zeigen die Zahlen der Polizei: So ereigneten sich zwischen 2022 und 2025 - den aktuellen tödlichen Unfall nicht berücksichtigt - 38 Unfälle. Während 19 davon weniger bedeutende Ordnungswidrigkeiten darstellen, gab es 14 Unfälle mit Personenschäden. Unter anderem mit einer getöteten Person, zwei schwerverletzten sowie 12 leichtverletzten Menschen seit 2022.
Auf SWR-Nachfrage sagte die Polizei, dass man sich bereits in der Vergangenheit mit der Stadt ausgetauscht habe, wie man die Sicherheit am Olgaeck erhöhen kann. Am Dienstag bestätigte die Stadt Stuttgart dies und teilte mit, dass die Furt, an welcher sich nun der Unfall ereignet hat, bisher nicht auffällig gewesen sei für Unfälle.
Stadt Stuttgart: Unfälle am Olgaeck haben unterschiedliche Ursachen
Der Verkehrsknoten Olgaeck sei aber in der Tat komplex und erstrecke sich auf etwa 3.000 Quadratmeter. "Die einzelnen Unfälle haben daher zum Teil gänzlich unterschiedliche Ursachen und stehen nicht in Verbindung zueinander. Sie sind in Relation zur dortigen Verkehrsmenge eine tragische, aber leider auch statistische Erscheinung, die uns als Stadtverwaltung natürlich sehr beschäftigt und die wir nach bestem Wissen und Können versuchen zu reduzieren", teilte ein Sprecher mit. Mögliche infrastrukturelle Defizite würden bei jedem Unfall in Stuttgart untersucht, vor allem stark frequentierte und komplexe Verkehrsknoten - sie "werden zudem fortlaufend analysiert".
Die Stadt wird den Vorfall mit größter Sorgfalt aufarbeiten. Stadtverwaltung Stuttgart
Die gründliche Analyse habe höchste Priorität, um notwendige Maßnahmen abzuleiten. Parallel zur Untersuchung prüfe die Stadtverwaltung aktuell die bestehende Situation am Olgaeck umfassend. "Die Stadt Stuttgart nimmt diesen Vorfall sehr ernst und wird transparent über weitere Schritte informieren, sobald belastbare Erkenntnisse vorliegen", hieß es weiter.
Zusammenschluss aus Initiativen kritisiert Sicherheitslage
Die Sicherheit erhöhen - das fordert auch ein Zusammenschluss von verschiedenen Initiativen aus Stuttgart. In einer gemeinsamen Stellungnahme verlangen der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Stuttgart sowie Fuss e.V., Kidical Mass Stuttgart, Kesselbambule, Naturfreunde Radgruppe Stuttgart, der Verkehrsclub Deutschland und Zweirat Stuttgart eine Lösung für das hohe Unfallpotential am Olgaeck.

So sieht die Absperrung am Olgaeck nach dem schlimmen Unfall derzeit aus.
Laut den Initiativen ist die Kreuzung gefährlich und nicht verkehrssicher, gerade wer zu Fuß unterwegs sei, habe nicht genug Platz. Das sei insbesondere deswegen gefährlich, da die Stadt die Kreuzung als Schulweg für Kinder empfehle. Bei dem schweren Verkehrsunfall waren auch fünf Kinder unter den Verletzten. Laut den Initiativen haben Eltern die Stelle bereits mehrmals als unsicher und gefährlich gemeldet.
Forderung nach politischen Lösungen
In ihrer Stellungnahme fordern die verschiedenen Initiativen den Stuttgarter Gemeinderat daher zur Diskussion auf, wie viel Raum innerhalb der Stadt dem Autoverkehr zur Verfügung gestellt wird.
Dabei fordern die Initiativen als erste Maßnahme Tempo 30. Um ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen, plane man bereits eine Demonstration am Olgaeck.
Tödlicher Unfall beschäftigt Menschen auf Social Media
Auch auf Social Media beschäftigt der Unfall viele Menschen. Viele sind in Gedanken bei den Opfern und deren Angehörigen. Es gibt vor allem zwei Diskussionen in den sozialen Medien: Sehr viele sprechen sich dafür aus, SUVs in der Innenstadt zu verbieten. "Autos mit 700 PS haben da nichts zu suchen", schreibt einer auf Bluesky. Und eine andere Nutzerin: "Da muss niemand schnell fahren, das Auto ist an sich schon wie ein Panzer."
Die andere Diskussion dreht sich um den Unfallort selbst. Manche betonen, dass die Kreuzung, an der sich der Unfall ereignet hat, oft eine gefährliche Stelle sei. Eine Userin schreibt: "Bin dort früher täglich vorbei und habe mir oft gedacht, dass diese Kreuzung sehr gefährlich werden kann." Eine andere Userin schreibt: "Ich, die jeden Tag zur Arbeit an dieser Stelle vorbeifährt, muss mich jedes Mal daran erinnern an die Fußgänger, an den Gegenverkehr [...] zu achten. Plus die Straßenbahn könnte auch noch einfahren, wenn man nicht rechtzeitig abbiegen kann, [...]. Also alles in einem eine furchtbare Verkehrssituation!"
Eine Anwohnerin, die am Samstagvormittag eine Kerze für die Opfer anzündete, sagte dem SWR, sie wohne seit 30 Jahren in der Nähe vom Olgaeck. Das sei in dieser Zeit mindestens der vierte tödliche Unfall an dieser Kreuzung gewesen. Noch hinzu komme, dass ihrer Meinung nach die Menschen aggressiver unterwegs seien. Menschen, die rund um die Unfallstelle oder beim Umsteigen am Charlottenplatz am Samstag unterwegs waren, zeigten sich tief betroffen.
Stadt Stuttgart will Vorfall aufarbeiten
Auf SWR-Nachfrage betonte die Stadt Stuttgart, dass man den tödlichen Verkehrsunfall sorgfältig aufarbeiten möchte. Eine gründliche Analyse habe höchste Priorität.
Parallel dazu prüft die Stadt die gegenwärtige Verkehrssituation am Olgaeck umfassend, so ein Sprecher. Sobald alle Untersuchungen abgeschlossen seien, wolle man transparent über weitere Schritte informieren.
Sendung am Di., 6.5.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4