
Baden-Württemberg Uniklinik Freiburg bietet revolutionäre neue Knie-OP an
Eine neue Behandlungsmethode macht Patienten mit Arthrose Hoffnung. Die Uniklinik Freiburg wendet die Knie-OP bereits an - als eine der ersten Kliniken in Deutschland.
Diagnose Kniearthrose - für viele Patientinnen und Patienten bedeutete das bislang langfristig ein künstliches Knie. Bislang galt in der Medizin: ein einmal zerstörter Knorpel am Knie erholt sich nicht mehr. Die Folge? Eine Knieprothese musste her. Eine neue Knie-OP könnte das ändern. Denn durch die sogenannte "Distraktion" soll sich Knorpel bei Arthrose tatsächlich wieder regenerieren. Ganz natürlich und von selbst. An der Uniklinik Freiburg ist man so sehr davon überzeugt, dass die Methode schon in der Praxis eingesetzt wird.
Die Knie-OP-Revolution bei Arthrose kommt aus den Niederlanden
Die Uniklinik Freiburg arbeitet als eine der ersten Kliniken in Deutschland mit der neuen Knie-OP. Prof. Kaywan Izadpanah von der Knie- und Knorpelchirurgie hat schon erste Patienten operiert. Der Kniespezialist war anfangs skeptisch. Denn die Forschungsergebnisse aus den Niederlanden widersprachen allem, was er über Knorpel und Arthrose gelernt hatte. Jetzt arbeitet er selbst mit der Distraktion. Und ist überzeugt.
Lange Zeit haben wir gedacht, dass es nach der Arthrose eigentlich nicht wieder zu einer Regeneration des Knorpels kommen kann. Mit diesem Verfahren sind wir eines Besseren belehrt worden. Prof. Dr. Kaywan Izadpanah, Uniklinik Freiburg
Selbstheilungskräfte nach Knie-OP als Mittel gegen Arthrose
Eigentlich sei die neue Knie-OP recht einfach, sagt Kniespezialist Izadpanah. Oberhalb und unterhalb des Knies werden Schrauben in den Knochen gesetzt. Dann wird durch eine Mechanik das Gelenks um insgesamt fünf Millimeter auseinandergezogen und das Knie in dieser Position für sechs Wochen fixiert. In dem entstanden Zwischenraum kann sich der Knorpel dann wieder von selbst regenerieren.

So sieht die gesamte Apparatur der "Distraktion" aus. Durch die Schrauben oberhalb und unterhalb des Knies wird das Knie um wenige Millimeter auseinandergezogen und dann in dieser Position für mehrere Wochen fixiert. In der Zeit nach der Knie-OP kann sich der Knorpel auf natürliche Weise regenerieren. Das galt bislang bei Arthrose als nicht möglich.
Weil sich die beiden Gelenkteile nicht berühren und nährstoffreiche Flüssigkeit den Knorpel umströmen kann, sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und genutzt werden. Und tatsächlich berichten Mediziner, dass sich bei den ersten Patienten der Knorpel nach der Knie-OP wieder erholt hat. Für Kaywan Izadpanah, der seit zwei Jahrzehnten Menschen mit Arthrose im Knie behandelt, eine medizinische Sensation.

Auf dem Röntgenbild ist zu sehen, wie die Schrauben nach der sogenannten "Distraktion" in den Beinknochen fixiert sind. Die neue Knie-OP soll Patienten mit Arthrose ein künstliches Kniegelenk ersparen und den beschädigten Knorpel auf natürliche Weise wiederherstellen.
Neue Knie-OP in Freiburg wird noch nicht von Krankenkassen bezahlt
Der Eingriff dauert eine halbe Stunde. Bezahlen müssen ihn Patienten bislang noch selbst. Eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist aber beantragt. Ziel der neuen Knie-OP ist ein Leben ohne Schmerzen für Arthrose-Patienten. Und langfristig auch weniger Knieprothesen, so Kniespezialist Izadpanah: "Das wäre natürlich sensationell, wenn sich die Methode verbreiten würde. Und dann jüngere Menschen um die Knieprothese herumkämen."
Sendung am Do., 8.5.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW