Eine Schilf-Glasflügelzikade in Brandenburg

Brandenburg Dieses Insekt könnte in Brandenburg zum Problem für die Ernte werden

Stand: 22.05.2025 14:49 Uhr

Ein unscheinbares Insekt breitet sich in Brandenburg aus und bereitet vor allem Rüben- und Kartoffelbauern zunehmend Sorgen. Die Schilf-Glasflügelzikade bringt schädliche Bakterien mit – und die Möglichkeiten zur Abwehr sind bisher begrenzt.

Brandenburg hat ein neues Problem-Insekt: Die Schilf-Glasflügelzikade ist in der Mark angekommen. Das weniger als ein Zentimeter große Insekt mit dem wissenschaftlichen Namen "Pentastiridius leporinus" bedroht die Ernten der Rüben- und Kartoffelbauern. Noch ist sie in Brandenburg eher eine Randerscheinung, aber in anderen Bundesländern hat sie im Vorjahr Schäden auf Zehntausenden Hektar Ackerfläche verursacht.
 
"Vor allem die Kartoffel- und Rübenbauer sind besorgt. Wir wollen die Flächen nicht verlieren", sagte Fabian Blöchl, Referent für Acker- und Pflanzenbau beim Landesbauernverband, dem rbb. Noch gebe es aber kaum Abwehrmöglichkeiten. "Zulassungen für Pflanzenschutzmittel gibt es aber nur in Hotspots. Wir sind im Austausch mit dem Pflanzenschutzdienst, wie die Situation in diesem Frühjahr ist."

Symbolbild: Kirschen, Fruchtansatz am 27.04.2024. (Quelle: picture allaince/weingartner-Foto)
Mai-Frost verursacht teils erhebliche Verluste im Obstbau
mehr

Zikade überträgt schädliche Bakterien

Die Schilf-Glasflügelzikade kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Eingewandert über Frankreich, wurde sie laut Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums zuerst in Baden-Württemberg beobachtet. Ab 2018 kam es in mehreren Bundesländern zu einem starken Befall. Die Zikade verbreitet sich vor allem in Zuckerrüben-Anbaugebieten, inzwischen sind auch Kartoffelpflanzen betroffen. Schilf-Glasflügelzikaden sind Pflanzensaftsauger.
 
Das Insekt an sich ist kein Schädling, aber die Zikade überträgt Bakterien mit bestimmten Krankheitserregern. Man spricht von SBR (Syndrome Basses Richesses) und Stolbur. Diese lassen die Pflanzen verkümmern. "Die Rüben zeigen entsprechende Schadbilder, weil die Zikade und ihre Bakterien in die Pflanze eindringen und die Zuckergehalte sinken, so dass auch die Verarbeitung der Rüben auch sehr schwierig wird", sagte Stefania Kupfer, Fachgebietsleiterin Ackerbau im Landesamt für Ländliche Entwicklung, dem rbb.

Der Pflanzenschutzdienst in Brandenburg überprüft Zikaden-Fallen. Bild: rbb

Der Pflanzenschutzdienst in Brandenburg überprüft Zikaden-Fallen. Bild: rbb

Chemische Bekämpfungsmitteln helfen kaum

Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium gibt es keine einfachen oder schnellen Maßnahmen, mit denen eine Infektion verhindert werden kann. Zur Vorbeugung könne es helfen, anfällige Kulturen möglichst in großer Entfernung zu Flächen mit Vorjahresbefall anzubauen. Chemische Mittel können bei einem starken Befall eine Notfallzulassung erhalten, diese seien aber weniger effektiv, weil sich der Zikaden-Zuflug über einen sehr langen Zeitraum erstrecke und die Übertragung der bakteriellen Erreger sehr schnell stattfinde.
 
Mittelfristig kann laut Ministerium helfen, die Fruchtfolge anzupassen und auf Wintergetreide nach Zuckerrüben und Kartoffeln zu verzichten. Eine vegetationsfreie Zeit im Winter reduziere das Vorkommen der Zikaden-Nymphen im Boden. Resistente Zuckerrüben- und Kartoffelsorten gibt es laut Ministerium noch nicht auf dem Markt.
 
Der Pflanzenschutzdienst des Landesamts für Ländliche Entwicklung beobachtet das eingewanderte Insekt und hat Klebefallen an verschiedenen Standorten im Land aufgestellt. Die Fallen werden wöchentlich kontrolliert. Im besten Fall können Brandenburgs Landwirte so frühzeitig auf eine mögliche massenhafte Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade reagieren. Verschwinden wird sie wohl nicht, so Stefania Kupfer: "Aufgrund der Witterung wird sich ja nicht so viel ändern. So dass sich die Zikade bei uns wohlfühlen wird. Ja, der Befall wird weitergehen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.05.2025, 15:40 Uhr

Mit Material von Michael Nowak und Eva Kirchner-Rätsch