
Brandenburg Vortragsabend in Perleberg - Bühne für die Neue Rechte?
Das Perleberger Museum beschäftigt sich eigentlich mit der Geschichte der Stadt und dem Leben in der Prignitz, nun soll über Angela Merkel diskutiert werden. Im Vorfeld sorgt die Veranstaltung wegen der geladenen Redner für Kritik. Von Björn Haase-Wendt
Das Perleberger Stadt- und Regionalmuseum ist ein sehenswertes Museum, wenn es um die Entwicklung der Prignitz geht. Nun soll dort aber über die große Politik debattiert werden, genauer gesagt über die frühere CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Auf den ersten Blick gibt das keinen Anlass zur Kritik, immerhin lebte Merkel in ihrer Kindheit einige Jahre im Perleberger Ortsteil Quitzow. Doch die Rednerliste für den Vortragsabend unter dem Motto "Angela Merkel: eine persönliche und historische Betrachtung" lässt unter anderem Thomas Domres von den Perleberger Linken sprachlos zurück. Vera Lengsfeld und Gerold Keefer sollen ihre Merkel-Biografien vorstellen.
"Wir sind stark irritiert über die Autoren, die ganz klar der Neuen Rechten zuzuordnen sind", sagt Domres, der seit 1993 für die Linken in der Perleberger Stadtverordnetenversammlung sitzt und dort auch Fraktionsvorsitzender ist. Auch der Verlag, in dem etwa die Biografie von Gerold Keefer erscheint, spreche eine ganz klare Sprache: "Es ist ein Verlag, der dem Querdenker- und Verschwörungstheoretikermilieu zuzuordnen ist. Ich finde schon, dass es nicht unbedingt richtig und gut ist, dass eine Stadt so eine Veranstaltung durchführt."

Aktionsgruppe will Gegengewicht bilden
In der Veranstaltungseinladung des Stadt- und Regionalmuseums findet sich dazu kein Wort. Auch nicht, dass die frühere DDR-Bürgerrechtlerin mittlerweile für rechtskonservative Medien schreibt und nach eigenen Angaben vom Verfassungsschutz beobachtet wird und diesen genauso für überflüssig hält wie die Stasi, wie sie selbst auf dem Kurznachrichtendienst X schrieb. Stattdessen wird Vera Lengsfeld als erfolgreiche Publizistin, Autorin und erneut tätige Bürgerrechtlerin vorgestellt. Und auch zu Gerold Keefers bisherigen Ausführungen zu seinem Buch findet sich keine Einordnung. Dabei spricht er etwa in Videos davon, dass die frühere Kanzlerin im Zuge der Coronapandemie "84 Millionen Bundesbürger weggesperrt" und "zehntausende Existenzen vernichtet" habe.
Auch die Aktionsgruppe "Bunte Prignitz" kritisiert deshalb die angekündigte Veranstaltung und dass sie vor allem von einer städtischen Einrichtung ausgerichtet wird. "Wir finden es ungeschickt, zwei so umstrittene Personen einzuladen und die Bürger damit allein zu lassen", kritisiert Andrea van Bezouwen von der Aktionsgruppe, die Mitglieder aus der gesamten Prignitz vereint. Am Veranstaltungsabend wollen sie ein Gegengewicht bilden, kündigt die Gründerin an: "Wir rufen zur Diskussion auf und wollen uns als stabile Demokratinnen und Demokraten einbringen."

Auswahlkritierien unklar
Thomas Domres von den Perleberger Linken erwartet unterdessen Antworten aus der Stadtverwaltung, wie es zur geplanten Veranstaltung kam und warum gerade diese beiden Autoren eingeladen wurden. "Wir werden sicher mit dem Bürgermeister in Kontakt treten und sicherlich werde ich auch mit dem Amtsleiter darüber reden, wie es dazu kommt, dass die Stadt solche Leute einlädt", sagt er und fügt hinzu: "Die Themen, die in den Biografien angesprochen werden, gehen ja auch weit über das Regionalhistorische und auch den Auftrag eines Regionalmuseums hinaus."
Auf rbb-Anfrage teilte die Stadtverwaltung Perleberg mit, dass Lengsfeld und Keefer in ihrer Funktion als Autoren eingeladen wurden. Sie würden an dem entsprechenden Abend ihre eigenen Publikationen zu Angela Merkel vorstellen und sich den Fragen des Publikums und der Presse stellen, hieß es. Nach welchen Kriterien die Autoren ausgewählt wurden, blieb offen.
"Das Museum fungiert als neutrale Einrichtung und muss nicht die Ansichten seiner Referenten vertreten", so der Pressesprecher der Stadt. "Es lädt aber dazu ein, über die Meinung dieser zu reflektieren. Als öffentlicher Ort der Demokratie scheut das Museum keine Auseinandersetzungen über historische Aufarbeitungen."
Laut dem Pressesprecher der Stadt habe Lengsfeld auf Fragen des rbb reagiert und per Mail mitgeteilt, dass sie nicht zu einem Netzwerk der "Neuen Rechten" gehöre. Sie sei freie Autorin.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.05.2025, 7.30 Uhr