
Brandenburg Berlin Wilke wird Innenminister: Frankfurt (Oder) sucht ein neues Stadtoberhaupt
Am Donnerstag soll René Wilke als neuer Brandenburger Innenminister vereidigt werden. Der parteilose bisherige Frankfurter Oberbürgermeister hinterlässt in seiner Heimatstadt eine spürbare Lücke – und eine offene Nachfolgefrage.
"Für das Land gut, ein Verlust für Frankfurt (Oder)" – so kommentieren einige rbb|24-User die Entscheidung von Ministerpräsident Woidke, René Wilke zum neuen Innenminister Brandenburgs zu berufen. Der parteilose Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder) soll laut Staatskanzlei am Donnerstag vereidigt werden. Am Freitag war Ex-Innenminsterin Katrin Lange (SPD) zurückgetreten.
In Frankfurt (Oder) sorgt Wilkes bevorstehender Abschied für gemischte Gefühle. "Für die Stadt ist es sicherlich nicht das Optimale", sagte Jürgen Lier in einer rbb-Straßenumfrage. Auch Verwaltungsmitarbeiter Oskar Lingk zeigte sich am Montag enttäuscht: "Ich finde das ein bisschen schade. Das war der einzige Bürgermeister, unter dem ich angefangen habe zu studieren – ich habe ihn als Chef sehr lieb gewonnen." Die Frankfurterin Heike Frommholz hätte sich gewünscht, dass Wilke in der Oderstadt bleibt: " Ich find ihn einfach gut, er macht sein Ding. Das passt."

CDU und SPD wollten Wilke bei Wahl 2026 unterstützen
Mit dem Wechsel in die Landesregierung stellt sich nun die Frage, wer Wilkes Nachfolge in der Oderstadt antreten könnte. Der 40-Jährige ist seit 2018 Oberbürgermeister und hatte Ende Februar angekündigt, 2026 erneut für das Amt zu kandidieren. Die Unterstützung von CDU und SPD war ihm sicher: "Wir hatten am 26. Mai mit der SPD gemeinsam die Nominierungsveranstaltung geplant für den OB. Jetzt müssen wir das natürlich überdenken und müssen schauen, wen wir als CDU ins Rennen schicken werden", sagte Michael Möckel, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtparlament. Am Mittwoch will die Frankfurter CDU über eine oder einen möglichen Kandidaten beraten.
Die Rechtsanwältin und Kreisvorsitzende der Frankfurter CDU, Desirée Schrade, wollte eigentlich nicht für das höchste Amt in Frankfurt kandidieren, wie sie noch im Januar erklärte. Doch jetzt traut sich die 39-Jährige offenbar eine Kandidatur zu – wenn sie gefragt wird. "Das ist jetzt nichts, was ich geplant habe oder hätte, aber wir sind jetzt eben in einer sehr speziellen Situation und ich möchte mich jetzt einer Verantwortungsübernahme für die Stadt nicht verschließen", sagte Schrade am Montag. Im vergangenen Jahr kandidierte Schrade erfolglos für den Bundestag.

Claus Junghanns übernimmt kommissarisch die Amtsgeschäfte
Maximal fünf Monate bleiben dem Rathaus, um die vorgezogene Oberbürgermeisterwahl vorzubereiten. Bis dahin übernimmt Bürgermeister Claus Junghanns (CDU) kommissarisch die Amtsgeschäfte. Dass Wilke künftig Innenminister ist, könnte für Frankfurt (Oder) auch Vorteile bringen, meint Junghanns: "Ich freue mich sehr, dass mit René Wilke jetzt ein erfahrener Innenminister aktiv sein wird, der die Erfahrung aus der Kommune kennt, der aber auch die Erfahrung aus der Grenzlage zwischen Deutschland und Polen sehr gut kennt. Dies wird sein Amtsverständnis in den nächsten Jahren prägen."
Auch bei Wilkes früherer Partei, der Linken, wird sein Weggang bedauert. "Es ist ein Riesenverlust, den wir so schnell nicht kompensieren können. René Wilke war und ist der Oberbürgermeister für viele Frankfurter:innen unabhängig von politischer Herkunft und Einstellungen. Das wird schon eine große Lücke reißen", sagte die Stadtverordnete Sandra Seifert (Die Linke) dem rbb. Wilke war 24 Jahre lang bei den Linken aktiv, bevor er im Sommer 2024 wegen "inhaltlicher Differenzen" die Partei verließ.
AfD will am Dienstagabend beraten
Der Frankfurter Landtagsabgeordnete Wilko Möller (AfD) sieht Wilkes Abgang zum jetzigen Zeitpunkt kritisch. Es gebe Probleme im Haushalt, bei der Kriminalität und eine stagnierende Wirtschaft. "Er stellt Karriere über die Stadt. Aber das ist menschlich, das verstehe ich", sagte Möller am Dienstag dem rbb. Gleichzeitig hofft er, dass Frankfurt (Oder) von Wilkes neuem Amt profitieren könnte: "Die Stadt braucht dringend Hilfe, um selbstständig zu bleiben, um ihre Probleme lösen zu können. Da hoffe ich auf den Innenminister."
Laut Möller will die AfD in Frankfurt (Oder) am Dienstagabend über mögliche Kandidaten beraten. Möller selbst schließt eine Kandidatur nicht aus: "Aber das muss die Partei entscheiden", so der 58-Jährige. Er hatte bereits 2018 für das Oberbürgermeisteramt kandidiert und Platz drei erreicht. Seit 2019 sitzt er im Landtag.
BSW ohne eigenen Kandidaten
Das BSW wird keinen eigenen Kandidaten aufstellen, aber auch nicht Desiree Schrade unterstützen, sagte der Frankfurter BSW-Politiker Sven Hornauf am Mittwoch dem rbb: "Wir werden wohl nicht zur Wahl gehen, da weder Desiree Schrade noch Wilko Möller von der AfD für uns wählbar sind". Der BSW-Politiker Hornauf geht davon aus, dass die AfD den ehemaligen Bundespolizisten Wilko Möller nominiert.
Die Linken, Grünen und die SPD sind aktuell noch im Findungsprozess, ob sie eigene Kandidaten aufstellen, oder sich überparteilich verständigen.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 20.05.2025, 19:30 Uhr
Mit Material von Michael Lietz und Elisa Göppert