
Zukunft der Praktikumsprämie für Handwerk in MV ungewiss
Jugendliche, die in den Sommerferien in Mecklenburg-Vorpommern ein Praktikum im Handwerk absolvieren möchten, können dafür wieder eine Praktikumsprämie von 120 Euro wöchentlich beim Land beantragen.
Die Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern werben vor den Sommerferien in MV erneut für die Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb zu absolvieren. Bereits seit dem vergangenen Sommer hatte das Land dafür eine Praktikumsprämie von 120 Euro pro absolvierter Praktikumswoche eingeführt. Das Land fördert das Praktikumsprogramm bislang mit 220.000 Euro.
Nachwuchs für Handwerk begeistern
Die Handwerkskammern sehen in der Prämie ein wichtiges Mittel, um den Nachwuchs im Handwerk zu sichern. Denn Fachkräfte sind in der Branche mehr und mehr Mangelware. Im Jahresdurchschnitt fehlten 2024 laut Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) mehr als 14.600 qualifizierte Arbeitskräfte, demnach konnten gut 47 Prozent der offenen Stellen nicht mit Arbeitssuchenden besetzt werden. Die meisten Handwerksbetriebe sehen laut Umfrage nur eine Chance dem Fachkräftemangel zu begegnen, nämlich indem sie ausbilden. Praktika sind demnach auch für die Ausbildungsbetriebe eine gute Möglichkeit, Auszubildende zu finden. Zum Start des Ausbildungsjahres 2024 waren im Nordosten noch 3.500 Lehrstellen unbesetzt, 2.100 Jugendliche waren noch auf der Suche nach ihrem Ausbildungsplatz.
So funktioniert die Praktikumsprämie in MV
Schülerinnen und Schüler aus Mecklenburg-Vorpommern, die mindestens 15 Jahre alt sind, suchen sich selbst einen handwerklichen Ausbildungsbetrieb in MV und schließen einen Praktikumsvertrag. Dieser muss spätestens eine Woche vor Beginn des Ferienpraktikums bei der Handwerkskammer (Schwerin oder Ostmecklenburg-Vorpommern) vorgelegt werden. Auf den Webseiten der Handwerkskammern MV finden Interessierte außerdem ein Anmeldeformular sowie ein FAQ mit den wichtigsten Voraussetzungen. Nach dem Praktikum müssen der Kammer ein Arbeitszeitnachweis von der Firma und ein Bewertungsbogen des Praktikanten geschickt werden. Erst dann wird das Geld ausgezahlt. Mindestens eine Woche und maximal drei Wochen Ferienpraktikum zum Beispiel in einer Tischlerei, einem Elektriker-Betrieb oder im Friseursalon werden dann vom Land MV mit 120 Euro pro abgeschlossener Woche vergütet.
Erfolgsmodell Praktikumsprämie in SH
Bezahlte Ferienpraktika gibt es bereits in einigen Bundesländern, in Schleswig-Holstein wurde eine solche Prämie ebenfalls im vergangenen Sommer eingeführt. Im Nachbarland hat sich das Konzept seitdem offenbar als erfolgreich erwiesen. Die von Schülerinnen und Schülern absolvierten Praktika führten demnach seit der Einführung zu mehr Ausbildungsverträgen im Handwerk. Zudem hat das Land das jährliche Budget für die Auszahlung der Prämie verdreifacht - von anfangs 80.000 Euro auf nun 280.000 Euro.
Finanzierung der Praktikumsprämie in MV in Zukunft ungewiss
Für dieses Jahr ist die Förderung des Praktikums in Mecklenburg-Vorpommern noch gesichert, die Finanzierung im kommenden Jahr steht allerdings auf der Kippe. Hintergrund ist offenbar die klamme Haushaltslage des Landes. Das Projekt selbst stieß allerdings in der Vergangenheit nicht nur auf Begeisterung. So forderte beispielsweise der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern das Land auf, "das Förderprogramm für die Praktikumsprämie im Handwerk umgehend einzustellen." Zur Begründung hieß es Ende vergangenen Jahres, es sei "eines dieser Programme, die wenig bringen, aber viel Verwaltungsaufwand bedeuten. Geringe Abrufzahlen würden belegen, dass das Förderprogramm von den Handwerksbetrieben nicht angenommen werde. Landesgeschäftsführer Sascha Mummenhoff erklärte, wenn die Betriebe wollten, könnten sie Praktika von sich aus vergüten.
Das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern lobte die Initative der Kammern und sagte, das Programm sei gut angelaufen. Nach Angaben der Handwerkskammer Schwerin wurde die Praktikumsprämie in ihrem Zuständigkeitsbereich seit Einführung im vergangenen Sommer 107 Mal abgerufen.