
Niedersachsen Trockenheit in Niedersachsen bringt Frösche und Lurche in Gefahr
Ausgetrocknete Gewässer und ausbleibender Regen bedrohen heimische Frösche, Kröten und Lurche. Der Tierpark Nordhorn ruft zur Amphibien-Zählung auf und möchte auch Laien zum Mitmachen animieren.
Mit Fernglas, Kescher und Gummistiefeln ausgestattet machen sich Dirk Wewers und Moritz Rennack auf den Weg in die Natur in der Nähe von Nordhorn. Ihre Mission: Sie wollen die Amphibienvorkommen in der Grafschaft Bentheim dokumentieren. Das erste angesteuerte Gewässer lässt direkt Böses erahnen. Denn da, wo sonst das Wasser war, finden die beiden nur noch trockene Wiese vor. "Es ist schlimmer, als ich es erwartet hatte", so Dirk Wewers.
Kaulquappen brauchen Wasser
Das Problem: Zu dieser Jahreszeit seien viele Amphibien als Larve im Wasser, um sich dort zu Molchen, Kröten oder Fröschen zu entwickeln. An Land könnten sich diese Lebewesen nicht weiterentwickeln und würden sofort sterben. Eine Katastrophe, so die beiden Amphibienschützer. Für erwachsene Tiere sei die Trockenheit weniger schlimm, da sie später recht problemlos auch an Land überleben könnten. "Das ist jetzt in vielen Gewässern ein Wettlauf gegen die Zeit", so Wewers. Er hofft auf Regen, damit hier in der Region nicht noch mehr Gewässer komplett trockenfallen. Denn das würde für ein Massensterben der Kaulquappen sorgen.

Moritz Rennack und Dirk Wewers stehen auf einer trockenen Fläche. Vor wenigen Wochen war das hier noch ein Tümpel und somit ein Lebensraum für Tausende Amphibien.
Tierpark ruft Amphibienprojekt ins Leben
Dirk Wewers arbeitet hauptberuflich beim Tierpark Nordhorn und kümmert sich dort um das 2023 ins Leben gerufene "Amphibienprojekt". Denn ganz egal ob Frosch, Lurch oder Salamander - Amphibien gehören weltweit zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen. Fehlende Lebensräume, klimatische Veränderungen, Umweltgifte, Gefahren durch den Straßenverkehr sowie sich weltweit ausbreitende Krankheiten - all diese Faktoren sorgen für besorgniserregend schrumpfende Populationen. "Die aktuelle Trockenheit ist natürlich eine Katastrophe für die Bestände", so Wewers. Ziel des Projekts sei es, eine Übersicht über das aktuelle Vorkommen der Amphibien in der Grafschaft Bentheim zu erhalten.
Auch Laien können helfen
Um konkrete Daten zu erfassen und gezielten Schutz zu ermöglichen, hat der Tierpark Nordhorn als regionales Arten- und Naturschutzzentrum im Rahmen des Projekts die Bürgerinnen und Bürger zur Amphibien-Zählung aufgerufen. Die letzte flächendeckende Erfassung stammt aus den Jahren 1982 bis 1986, sei also mittlerweile überholt, so die Experten. Im Sinne der "Bürgerwissenschaften" könnten auch Amphibien-Laien ihre Beobachtungen auf eigene Faust etwa mit der App "ObsIdentify" auf digitalen Plattformen eintragen. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz werden die hochgeladenen Fotos in Echtzeit ausgewertet und verraten so ziemlich genau, um welches Tier es sich dabei handelt.
NABU siedelt Kaulquappen um
Der wochenlang ausgebliebene Niederschlag gefährdet zurzeit Amphibienpopulationen in ganz Niedersachsen. In einigen Regionen des Landes sind sogar schon Freiwillige Feuerwehren aktiv geworden, um Laichgewässer vor dem Austrocknen zu schützen. Tausende extra Liter Wasser als lebensrettende Maßnahme für Tausende von kleinen Kaulquappen. Im Raum Wolfenbüttel hat der NABU Kaulquappen in tiefere Gewässer umgesiedelt, um so die Lebenschancen zu erhöhen. "Es muss überall dringend regnen", so Dirk Wewers vom Tierpark Nordhorn - damit nicht noch mehr Amphibien vertrocknen und sterben.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 22.05.2025 | 19:30 Uhr