Seeadler im Flug

Nordrhein-Westfalen Artenvielfalt: Seeadler und Fischotter fühlen sich wieder wohl in NRW

Stand: 22.05.2025 20:03 Uhr

Knapp die Hälfte der Arten in NRW ist gefährdet. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Früher hier ausgestorbene Tiere sind zurück.

Von Tobias Zacher

In NRW sind mehrere Tierarten, die früher ausgestorben waren, inzwischen wieder zu Hause. Das teilt das Landes-Umweltministerium zum heutigen Internationalen Tag der biologischen Vielfalt mit.

B wie Biber bis W wie Weißstorch: Das Comeback der Artenvielfalt in NRW?

Seeadler begeistert Vogel-Liebhaber

Jüngstes Highlight für Vogel-Liebhaber sind Seeadler, die zum ersten Mal überhaupt im dicht besiedelten Ruhrgebiet brüten. Im Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum in Duisburg zieht ein Paar drei Jungtiere groß.

Die imposante Greifvogel-Art, die Flügel-Spannweiten von mehr als zwei Metern erreicht, war in NRW jahrzehntelang ausgestorben. Der Grund: Jagd, zerstörter Lebensraum und Pestizide. Dass der Seeadler nun zurückgekehrt ist, sei "dank gezielter Schutzprogramme, besserer Lebensräume und dem Engagement vieler Ehrenamtler" möglich geworden, sagt NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne).

Auch der früher ausgerottete Uhu fliegt wieder durch Nordrhein-Westfalen. Er ist inzwischen sogar wieder weit verbreitet, findet seine Nistplätze neben Naturfelsen auch in Steinbrüchen oder auf Industriebrachen.

Ein Uhu-Junges sitzt in seinem Nest

Ein Uhu-Baby sitzt in seinem Nest

Rund tausend Wildkatzen in NRW

Bedrohte Tierarten Nationalpark Eifel

Wildkatze im Nationalpark Eifel

Anders als die beiden Vogelarten war die Wildkatze in NRW nie vollständig ausgestorben: Einige wenige Tiere überlebten in der Eifel. Inzwischen gehen Fachleute von einem Bestand von rund tausend Wildkatzen aus, weil es wieder mehr ungestörte und naturnahe Waldabschnitte gibt. Die Eifel bleibt ein Schwerpunkt für die Art: Allein dort leben 300 bis 500 Wildkatzen, der Nationalpark wirbt regelmäßig mit dem Tier.

Insgesamt betrachtet stehen derzeit 44,4 Prozent der beobachteten Tier- und Pflanzenarten in NRW als "gefährdet" auf der Roten Liste. Als dieser Wert 1979 zum ersten Mal erhoben wurde, lag der Anteil noch bei 37,9 Prozent. Er war aber auch schon mal höher: 2011 mit 46,3 Prozent. Nahezu immer ist der Mensch für die Gefährdung der Arten verantwortlich.

Fischotter wurde wegen Fell gejagt

Ein Fischotter sitzt auf einem Stein.

Fischotter sind streng geschützt

Doch nicht nur zu Luft und auf dem Land, auch im Wasser kehren Arten zurück: Der Fischotter wurde im Münsterland, am linken Niederrhein oder im Kreis Steinfurt nachgewiesen. Seit 1966 galt er als ausgestorben, weil er für sein Fell und auch sein Fleisch gejagt wurde. Inzwischen gibt es ein Jagdverbot, außerdem wurde die Wasserqualität in Bächen und Flüssen wesentlich verbessert. Dadurch siedelte er sich wieder an.

Von dem zunehmend sauberen Wasser profitiert auch der Lachs: Im Rhein und seinen Nebenflüssen war er ausgestorben, inzwischen laicht er dort in den Kiesgründen. Weitere Beispiele für zurückgekehrte Arten sind der Biber oder der Wolf.

Mehr Geld für Artenschutz - reicht das?

Die schwarz-grüne Koalition gibt für den Artenschutz deutlich mehr Geld aus als die Vorgängerregierung: Die Mittel wurden von 37,7 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 51,8 Millionen Euro in diesem Jahr erhöht. Das Land fördert so zum Beispiel 40 biologische Stationen, die mehr als die Hälfte der 3.300 Naturschutzgebiete des Landes betreuen.

Solche Hilfe für die Natur sei "wichtiger denn je, um die weltweite Biodiversitätskrise zu bremsen", sagt Krischer, der die Arbeit der Ehrenamtler hervorhebt. "Je mehr Menschen sich für den Umwelt- und Naturschutz begeistern und engagieren, desto mehr haben wir entgegenzusetzen", so der Grünen-Minister.

Kritik von Umweltschützern

Doch Umweltschützern reicht das nicht. "Das Wiederansiedlungsprojekt zum Wisent wurde eingestampft, ein zweiter NRW-Nationalpark ist gescheitert und selbst für landeseigene Schutzgebiete wurden bislang entgegen rechtlicher Vorgaben weder Managementpläne aufgestellt noch Naturschutzmaßnahmen umgesetzt", sagt der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht. Er spricht von einer ernüchternden Bilanz und kritisiert, dass die angekündigte Biodiversitätsstrategie noch nicht fertig ist.

Das stört auch den Naturschutzbund NABU NRW. Er kritisiert, dass die Landesregierung die Umweltpolitik von der Land- und Forstwirtschaft getrennt und auf zwei Ministerien aufgeteilt hat - "zum Nachteil für die Natur". Es brauche besondere Schutzprogramme für gefährdete Arten und mehr Umweltbildung "von der Kita bis zur Hochschule".

Unsere Quellen:

  • NRW-Umweltministerium
  • BUND NRW
  • NABU NRW
  • Eigene Recherche