Angeklagter sitzt neben Verteidiger und Dolmetscher im Gerichtssaal

Nordrhein-Westfalen Femizid in Dortmund: "Sein Motiv soll die Bestrafung seiner Frau gewesen sein"

Stand: 05.05.2025 16:14 Uhr

Ein 33-jähriger Mann soll im November seine Ehefrau vor den drei gemeinsamen Kindern erstochen haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Von Daniel Schmitz

"Keine mehr! Femizide stoppen!" Das steht auf dem Banner, das Aktivistinnen heute Morgen mit vors Landgericht Dortmund gebracht haben. Neben dem Eingang haben sie ein kleines Zelt, einen Tisch und Stühle aufgebaut. Hier wollen sie vor dem Prozessauftakt eine Mahnwache abhalten und ein Zeichen gegen die gezielte Tötung von Frauen setzen, zum Beispiel durch ihren (Ex-)Partner.

Feministische Aktivistinnen sitzen in einem Zelt neben dem Eingang des Dortmunder Landgerichts

Die Aktivistinnen von der Feministischen Initiative Ruhrgebiet wollen ein Zeichen gegen Femizide setzen.

Femizid in Dortmund: "Sein Motiv soll die Bestrafung seiner Frau gewesen sein"

"Femizide sind ein systematisches Problem", findet Aktivistin Delia. "In diesem Fall bewegt uns besonders, dass der Mord so nah an uns dran passiert ist. Wir haben einen Frauenraum direkt gegenüber. Deshalb sind wir sehr schnell mit Angehörigen in Kontakt gekommen." Doch nicht nur die Aktivistin bewegt der Tod der 30-jährigen Dortmunderin Sara. Auch viele Familienmitglieder und Zuschauer sind zum Prozessauftakt gekommen.

Viermal vor den gemeinsamen Kindern zugestochen

Das Opfer hatte sich im vergangenen Jahr von seinem Ehemann getrennt und war in eine neue Wohnung gezogen. Als es Anfang November an ihrer Tür klingelte, hatte die 30-Jährige laut Staatsanwaltschaft mit ihrem Vater gerechnet. Stattdessen soll ihr angeklagter Ehemann vor ihr gestanden und zugestochen haben. An ihren Verletzungen ist die Frau später im Krankenhaus gestorben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord und einen Verstoß gegen das Gewaltschutzgesetz vor.

"Sein Motiv soll die Bestrafung seiner Frau gewesen sein, weil sie sich von ihm getrennt hatte", sagt Gerichtssprecherin Nesrin Öcal. Das Familiengericht habe bereits Ende September angeordnet, dass er sich seiner Ehefrau nur noch auf 50 Meter annähern darf. Öcal: "Im Falle einer Verurteilung droht dem Angeklagten eine lebenslange Freiheitsstrafe."

Vor Gericht wirkt Angeklagter gestresst

Im Gerichtssaal wirkt der 33-jährige Angeklagte gestresst. Er versucht, den Blickkontakt mit Zuschauern und Nebenklägern zu vermeiden. Äußern möchte er sich vor Gericht nicht, erklärt sein Verteidiger. Das Landgericht Dortmund hat bis Anfang Juli zehn Verhandlungstermine angesetzt.

Den Prozess wollen auch die Aktivistinnen von der Feministischen Initiative Ruhrgebiet genau beobachten. "Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass das hier kein Einzelfall ist", erklärt Aktivistin Delia. "Es passiert überall auf der Welt immer wieder, dass Frauen von ihren Partnern, Ex-Partnern, Vätern und Brüdern vereinnahmt werden. Das muss aufhören."

Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Landgericht Dortmund
  • Rechtsanwältin Henriette Lyndian (Nebenklage)
  • Feministische Initiative Ruhrgebiet