
Nordrhein-Westfalen Hauptversammlung von RWE in Essen: Kritik und Proteste
Der Energiekonzern RWE wird grüner. Vor der Hauptversammlung heute in der Konzernzentrale in Essen sprechen Kritiker aber von Etikettenschwindel.
Die Verantwortlichen des Essener Energiekonzerns RWE stehen heute auf der Hauptversammlung ihren Aktionären Rede und Antwort. Auch wenn Gewinn und Umsatz im vergangenen Jahr zurückgegangen sind, stimmt für Konzernchef Markus Krebber die Richtung. Er sieht sein Unternehmen stabil und vor allem immer grüner.
CO2-Emissionen sinken
Tatsächlich sind die CO2-Emissionen erneut gesunken - sogar um 13 Prozent. Mittlerweile stößt RWE weltweit mehr als 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus. Das bedeutet: Seit 2018 wurden die Emissionen mehr als halbiert. "Das stellt uns mehr als zufrieden", sagte Markus Krebber in seiner Rede auf der Hauptversammlung.
Unter anderem betreibt RWE mittlerweile Windkraftanlagen auf See und an Land. Außerdem Solaranlagen, Batteriespeicher und Gaskraftwerke. RWE spricht von knapp 150 Projekten weltweit, vor allem in den USA. Kerngeschäft: Strom.
Proteste vor der Konzernzentrale
Das hat zahlreiche Umweltaktivisten aber nicht davon abgehalten, vor der Konzernzentrale zu protestieren. Etwa 30 waren schon am frühen Morgen vor der Hauptversammlung gekommen. Sie werfen RWE indirekt "Etikettenschwindel" vor. "Jede CO2-Minderung stimmt uns positiv. Wir sehen auch, dass sich RWE bewegt", sagt Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionäre. Aber das sei nur das eine Bild.
Kohlekraftwerke von RWE in der Kritik
Das Geschäft mit der Erneuerbaren Energie sei hauptsächlich durch Zukäufe im Ausland angekurbelt worden, so Dufner. "Das Bild in Deutschland ist ein anderes", meint der Kritische Aktionär. Er spielt dabei vor allem auf die bestehenden Braunkohle-Kraftwerke im Rheinischen Braunkohlerevier an.
Außerdem setze RWE auf fossiles Gas als Energieträger der Zukunft anstatt klare Pläne für den Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen zu formulieren. RWE erschwere damit die Wende hin zur Klimaneutralität. Recherchen hätten ergeben, dass RWE an der Erschließung neuer Öl- und Gasressourcen in Kurdistan beteiligt sei. Auch in Deutschland will RWE Gaskraftwerke bauen, die von der Bundesregierung sogar gewünscht sind, um mögliche Ausfälle durch Solar- und Windprojekte zu kompensieren.
Zahlreiche Gegenanträge auf Hauptversammlung

RWE-Chef Markus Krebber sieht sich Kritik ausgesetzt
Die Kritischen Aktionäre wollen auf der Hauptversammlung einige Gegenanträge stellen. Unter anderem solle RWE die Dividende in Höhe von mehr als 800 Millionen Euro nicht an die Aktionäre auszahlen, sondern für mögliche Ausgleichszahlungen für den Klimawandel zurücklegen. RWE wird derzeit von einem Bauern aus Peru verklagt, der den Konzern für den Klimawandel mitverantwortlich macht. Außerdem wird beantragt, den Aufsichtsrat nicht zu entlasten.
"Die Gegenanträge sind erst mal da, um Missstände aufzudecken und ein klares Signal zu setzen", sagt Markus Dufner. Natürlich weiß er auch, dass die Anträge keine Chance haben, angenommen zu werden. Die Hauptversammlung findet nicht in Präsenz sondern online statt.
Gegenwind kommt aber auch von Aktionären, die sich mehr Rendite wünschen. Doch die ist mit eher langfristig angelegten Projekten mit Erneuerbaren Energie auch nur langsam zu erzielen. Ein Spagat also, den RWE in den kommenden Jahren vor sich hat, auf dem Weg bis 2040 klimaneutral zu werden.
Unsere Quellen:
- RWE AG
- Dachverband Kritischer Aktionäre
- Reporter vor Ort