
Nordrhein-Westfalen Personalnot in Freibädern: Schwieriger Start in die Sommersaison
Nicht alle Freibäder in NRW können in diesem Sommer regulär öffnen. Manche machen früher am Abend zu, manche bleiben ganz geschlossen, weil es zu wenig Personal gibt.
Die Stadtwerke Steinfurt würden das Außenbecken im Stadtteil Borghorst gerne öffnen. Doch ohne Personal geht das nicht. "Der Markt ist wie leergefegt", heißt es in der Verwaltung. Betroffen ist auch das Borghorster Hallenbad. Das soll in diesem Sommer für vier Wochen schließen.
Personalmangel und Nachwuchsprobleme
Personalnot in Schwimmbädern: Das Problem hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft. "In der Corona-Krise, als die Schwimmbäder monatelang geschlossen waren, haben sich die Mitarbeiter neue Jobs in anderen Branchen gesucht. Das ist bis heute spürbar", sagt der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Schwimmmeister, Peter Harzheim.
Außerdem gebe es zu wenig Nachwuchs. "Für viele junge Leute kommen Arbeitszeiten abends und an Wochenenden nicht infrage", bedauert Harzheim. Er schätzt, dass in deutschen Schwimmbädern bis zu 3.000 Fachkräfte fehlen. Das hat Folgen: Einige Kilometer von Steinfurt entfernt, in Lengerich, Tecklenburg und Lienen müssen die Freibäder die Öffnungszeiten kürzen - wegen Personalmangels.

Schwimmmeister - für viele junge Menschen offenbar kein attraktiver Beruf.
Verstärkter Einsatz von Saisonkräften
Ein wenig entspannt hat sich die Lage in Großstädten wie Köln, Bielefeld und Duisburg. Noch im vergangenen Jahr klagten die Betreiber der Freibäder über große Personalnot. Die Köln-Bäder-Gesellschaft erklärte, im Moment gebe es keine Personalengpässe. Die Freibäder könnten an diesem Wochenende wie geplant öffnen.
Allerdings bleibe die Suche nach qualifiziertem Personal eine Herausforderung. Man arbeite im Sommer verstärkt mit Aushilfen, die die Schwimmmeister unterstützten und ebenfalls am Beckenrand die Aufsicht machten. Laut Köln-Bäder-Gesellschaft sind es in dieser Saison insgesamt 60 Saisonkräfte. So ist es auch in Bielefeld. Die zuständige Bäder- und Freizeitgesellschaft hat schon vor Monaten Helfer für den Sommer in den Freibädern angeworben.
Das sind in der Regel qualifzierte Rettungsschwimmer. Wenn es die allerdings nicht gibt, dann würden auch schon mal unerfahrene Aushilfen eingekauft, weiß Verbandspräsident Harzheim. Er hält das für keine gute Idee. "Der Betreiber hat die Pflicht, den Badegast zu schützen, und er muss bei eventuellen Schadensfällen für den Personaleinsatz geradestehen."
Betreiber werden erfinderisch
Besonders schwierig war die Situation im vergangenen Jahr in Duisburg. Die Stadt hatte große Sorge, dass sie nicht alle Freibäder öffnen kann. Doch dann startete sie die Kampagne "Rettet die Freibadsaison!" in den sozialen Netzwerken. Nach Darstellung der Stadt meldeten sich so viele Leute, dass die Bäder dann doch öffnen konnten.
Andere, wie die Köln-Bäder-Gesellschaft, werben unter Studierenden für den Einsatz am Beckenrand: 15 Euro Stundenlohn, vergünstigtes Deutschlandticket und eine Mitarbeiterparty. Der Sommer kann kommen. Fakt ist aber auch: Die Bäder in NRW befinden sich in einem großen Wettbewerb um qualifiziertes Personal. Und dabei bleiben manche auf der Strecke.
Quellen:
- Bundesverband der deutschen Schwimmmeister
- Köln-Bäder-Gesellschaft
- Bielefelder Bad- und Freizeitgesellschaft
- Stadtwerke Steinfurt