
Sachsen Nach langer Diskussion: Werdau hat neuen Bahnhof
Großer Bahnhof am Dienstag in Werdau. Denn mit viel lokaler Prominenz wurde das neue Bahnhofsgebäude eigeweiht. Fünf Millionen Euro wurden in den Neubau investiert. Auf dem Außengelände entstanden Parkplätze und Abstellmöglichkeiten mit Kurzzeit-Garagen für Fahrräder und E-Bikes. Die Planung hat fast 15 Jahre gedauert und verlief alles andere als reibungslos.
Fast genau ein Jahr nach Grundsteinlegung ist es am Dienstag Vormittag soweit: Oberbürgermeister Sören Kristensen (Unabhängige Liste Werdau) durchschneidet das Band auf dem neu gestalteten Vorplatz des Werdauer Bahnhofs. Entstanden ist hier ein moderner und barriererfreier Haltepunkt für Bus und Bahn – samt neuer Empfangshalle.
Alte Elemente wurden liebevoll integriert. "Wenn man es von der Seite der Bahnsteige ausschaut, ist dort die Wand stehen geblieben. Auch die Rundbogenfenster sind stehen geblieben", sagt Kristensen. Dass die historische Bahnhofsuhr wieder eingebaut worden sei, gehöre mit dazu. Auch die Unterführung solle noch neu gestaltet werden. Möglicherweise mit einem Bild vom alten Bahnhofsgebäude.

Auch neue Fahrrad-Stellplätze für Pendler sind gebaut worden.
Neubau findet Zustimmung
Fünf Millionen Euro hat der Umbau gekostet. Dank Förderprogrammen musste die Stadt Werdau nur etwa ein Fünftel der Summe selbst tragen. Gebaut worden sind dafür auch neue Parkplätze und moderne Fahrradboxen. Vielen Werdauern gefällt es: "Ja, es ist sehr ästhetisch geworden. Die Farben rot und weiß sind ja auch im Werdauer Wappen mit drin. Deswegen spiegelt es natürlich Werdau auch wieder, und wenn es so ordentlich und sauber bleiben kann, ist es toll", meint eine Passantin. Ein anderer Bürger sagt: "Man hätte mit ein paar Eimern Farbe nichts ausrichten können. Das war schon die beste Entscheidung der Stadt."
Man hätte mit ein paar Eimern Farbe nichts ausrichten können. Das war schon die beste Entscheidung der Stadt. Bürger von Werdau |

Das Innere der neuen Empfangshalle ist schlicht und funktional.
Bürgerinitiative hatte für alten Bahnhof gekämpft
Doch es gab auch Widerstand. Eine Bürgerinitiative hatte sich lange für den Erhalt des verfallenen Bahnhof-Gebäudes stark gemacht und den Bau blockiert, letztlich vergebens. Historiker Ulrich Puchelt engagierte sich dafür, dass der alte Bahnhof bleibt: "Ich bin gegen jeden Abriss historischer Bauten und die Nichtbewertung unserer Altforderen, die das geschaffen haben, in großer Mühe über Jahrhunderte." Man hätte vieles abreißen können, aber nicht alles - zum Beispiel die alte Mitropa. Dort hätte sich Puchelt ein Vereinshaus oder etwas ähnliches vorstellen können.

So sah der alte Werdauer Bahnhof noch vor einigen Jahren aus. Das Empfangsgebäude wurde abgerissen.
OB: Bahnhof ist fit für die nächsten Jahre
Kritik, die Sören Kristensen versteht – der Neubau sei aber alternativlos gewesen, meint der OB: "Es tut weh, emotional. Das kann ich völlig nachvollziehen. Aber sorry, es deswegen zu erhalten aus Nostalgie oder ähnlichen Gründen ohne Leben innen drin. Das ist keine Lösung. Das hier ist in der Tat eine bessere, nämlich die, die auch den Anforderungen im Jahr 2025 und für die nächsten Jahrzehnte gerecht wird." Ganz fertig ist das Bahnhofsgelände aber noch nicht – in den kommenden Wochen sollen noch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und E-Ladesäulen für Autos gebaut werden.
MDR (dm/mwa)