
Sachsen Neues Altarbild des Leipziger Malers Michael Triegel geweiht
Am Freitag ist auf Kloster Wechselburg ein neues Altarbild geweiht worden. Gemalt hat es der Leipziger Maler Michael Triegel, der unter anderem für sein Gemälde von Papst Benedikt XVI. bekannt ist. Sein Altargemälde in Wechselburg erinnert an das Schicksal der 1998 heiliggesprochenen, jüdischen Ordensschwester Edith Stein, die 1942 in Auschwitz ermordet wurde.
- Die auf dem Altarbild neben Jesus abgebildete Edith Stein war Jüdin und Christin zugleich, sie wurde in Auschwitz ermordet.
- Das Bild hat der Leipziger Künstler Michael Triegel angefertigt, der auch schon Papst Benedikt XVI. malte.
- Triegels Altarbild ist der Bildsprache der Alten Meister verbunden.
Mit einer katholischen Messe hat am Freitag Bischof Timmerevers das Altarbild der Heiligen Edith Stein in Kloster Wechselburg eingeweiht. Geschaffen hat das Bild der Leipziger Maler Michael Triegel. Musikalisch untermalt wurde die Zeremonie vom Streicher-Ensemble des Leipziger Gewandhauses. Anwesend war auch eine Abordnung der Israelitischen Religionsgemeinde.

Der Maler Michael Triegel (Mitte) bei der Einweihung des Altarbildes auf Kloster Wechselburg.
Versöhnung von Religionen
Beim Schicksal von Edith Stein, Jüdin und Christin zugleich, 1942 im KZ Auschwitz ermordet, geht es um die Versöhnung der beiden Religionen. Pater Maurus Kraß, Prior des Benediktinerklosters Wechselburg, erklärt: "Edith Stein war auch als Karmelitinnen-Nonne immer noch eine Suchende. Und das ist eine große Botschaft für uns. Wir katholische Christen sind nicht die, die die Wahrheit im Griff haben, sondern wir sind auf der Suche nach der Wahrheit und wir haben eine Ahnung, in welche Richtung wir die Wahrheit suchen und finden können – aber wir haben sie nicht im Griff."
Edith Stein war auch als Karmelitinnen-Nonne immer noch eine Suchende. Pater Maurus Kraß, Prior des Benediktinerklosters Wechselburg |
Christliche Geschichtsaufarbeitung in Wechselburg
2020 ernannte die Großraumpfarrei Limbach-Oberfrohna, zu der Wechselburg gehört, Edith Stein zur Patronin und entschied sich damit für Aufarbeitung. Stein wurde 1998 als Märtyrerin heiliggesprochen, sie starb 1942 am Ungeist von Nazizeit und Judenverfolgung in Deutschland und ganz Europa.

Edith Stein wurde 1891 in Breslau geboren, 1922 wurde die Jüdin katholisch getauft, 1933 trat sie in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen ein.
Die Schweiz verweigerte ihr die Einreise. Edith Stein klagte bei Papst Pius XI. die Judenpogrome in Deutschland an – sie endete trotzdem in Auschwitz. Ihre eigene Rolle in der NS-Zeit arbeitet die Kurie immer noch auf.
Papstmaler Michael Triegel
Die Geschichte von Edith Stein fasste der Leipziger Maler Michael Triegel nun, mit Freude, in ein Bild. Er malte schon Papst Benedikt XVI., schuf zahlreiche Kirchenbilder und -fenster, gilt als Experte für Renaissance-Malerei und biblische Themen.
Mit Blick auf die Wallfahrtskirche stellt er fest. "Die Basilika ist ein sehr strenger, romanischer Bau. Und ich wollte eben auch ein sehr strenges Bild malen – mit Edith Stein und mit dem sich vom Kreuz lösenden Jesus. Insofern stehen wir jetzt mit Edith Stein vor dem Gekreuzigten. Und dadurch, dass sie den Segen von ihm empfängt, können wir uns mit ihr zusammen unter diesen Segen stellen."
Ich wollte ein sehr strenges Bild malen – mit Edith Stein und mit dem sich vom Kreuz lösenden Jesus. Michael Triegel, Maler |

In der romanischen Basilika "Heilig Kreuz" in Wechselburg kann das Altarbild besichtigt werden.
Bildsprache der Alten Meister
Für sein Altarbild der Heiligen Edith Stein blieb Triegel in der Bildsprache der Alten Meister. Er zeigt nicht Steins Leidensweg in Auschwitz, sondern arbeitet mit Symbolen. Ein roter Vorhang hebt sich über der Szene, Rot ist Zeichen des Martyriums. Christus hat bereits die Hände vom Kreuz gelöst, steht noch auf einem Totenschädel, erscheint aber als halb Auferstandener, der Edith Stein segnet.

Das Altarbild der Heiligen Edith Stein, geschaffen von Michael Triegel.
Diese erscheint als "Nonne der Unbeschuhten Karmelitinnen" barfuß. Zu ihren Füßen viele Bücher. Auch Stein verfasste etliche Schriften, die längst nicht alle erforscht sind. Vor einem grausamen Tod bewahrten sie sie nicht.
Augenfällig ist der Judenstern auf dem Nonnengewand, den Triegel wie einen Orden erscheinen lässt. Ihn zu tragen, war Edith Stein gezwungen. In seiner Nähe hält sie ein hellgrün gebundenes Neues Testament, erkennbar am Kreuz. "Und dieses nun in unmittelbarer Beziehung zum Judenstern darzustellen", erklärt Triegel, "war mir wichtig, weil es diese Verbindung zeigt, zwischen altem Bund und neuem Bund, der zuletzt für sie auch immer bedeutender geworden ist."

Eines der besonderen, zu entdeckenden Details des Bildes ist die fliegende Taube mit dem Stieglitz.
Allegorie zu Christus und Edith Stein
Besonders gelungen im Bild ist die Allegorie zu Christus und Edith Stein durch eine flatternde weiße Taube und einen Distelfink, einen Stieglitz, mit rotgefärbtem Kopf. Er soll der Legende nach entstanden sein, da ihm bei der Kreuzigung Blut auf den Kopf tropfte.
Die Taube als Sinnbild für den Heiligen Geist schaut die Betrachter frontal und fordernd an. Ihre Flügelstellung funktioniert auch als abstrakte Form und spiegelt sich in jener des Stieglitzes. Ein wunderbares Detail in einem großartigen Kunstwerk, dass von nun an hoffentlich mehr Kunstfreunde ins Kloster Wechselburg lockt.
Veranstaltungshinweis
Führung zum Triegel-Gemälde mit Erläuterungen von Prior Maurus Kraß
Sonntag, 4. Mai, 14.30 Uhr und 15.30 Uhr
Kloster Wechselburg
Markt 10, 09306 Wechselburg
Die Besichtigung der Kirche sowie des Altarbilds der Heiligen Edith Stein ist auch außerhalb der Gebetszeiten möglich.
Quelle: MDR KULTUR (Ulrike Thielmann)
Redaktionelle Bearbeitung: op