
Sachsen Wie ein junger Vogtländer trotz Sehbehinderung sein Studium meistert
Jacob Michels aus Jocketa ist ein echter Raumfahrtfan. Diese Fachrichtung möchte er später studieren, interessiert sich besonders für Raketensysteme. Als Grundlagenstudium hat er sich für Maschinenbau eingeschrieben. Von seiner angeborenen Augenkrankheit, die ihm viel Sehkraft raubt, lässt sich der 19-Jährige nicht unterkriegen.
Jacob Michels hat einen Traum: Der 19-Jährige aus Jocketa im Vogtland möchte Luft- und Raumfahrt studieren. Aktuell ist er für Maschinenbau an der TU Dresden eingeschrieben - im Grundlagenstudium. Und das ist keineswegs selbstverständlich: Denn Jacob Michels hat eine starke Sehbehinderung. Der junge Mann ist an Makuladystrophie erkrankt. Dabei werden die Zellen in der Mitte der Netzhaut zerstört. Seine Sehleistung ist nur noch im unteren einstelligen Bereich.
Einser-Abi an Plauener Gymnasium
Unterkriegen lassen hat sich Jacob Michels von diesem Handicap nie. Unterstützt von seiner Familie und einer Schulbegleiterin hat der das Abitur am Lessing-Gymnasium in Plauen mit 1,4 abgelegt. Die Blindenschrift hat er nebenher noch gelernt.
Optische Hilfsmittel im Hörsaal
Im Studium nutzt er eine Kamera speziell für sehbehinderte Menschen, eine Art elektronische Leselupe. Sie vergrößert die Tafelbilder und Grafiken im Hörsaal. "Sie ist sozusagen mein drittes Auge", erklärt Jacob Michels. Kommilitonen helfen gelegentlich und auch von der Uni bekommt er Unterstützung.

Im Hörsaal nutzt Jacob Michels ein Art elektronische Lupe.
Fakultät unterstützt den Studenten
Die Fakultät Maschinenwesen unterstützt den jungen Mann, erlaubt technische Hilfsmittel und gewährt Nachteilsausgleich wie zum Beispiel mehr Zeit in Prüfungen. Professor Stefan Odenbach, Studiendekan Maschinenbau, hat Jacob Michels animiert, sich bei etwaigen Problemen sofort zu melden. Die Fakultät habe für sich das Ziel gesetzt, dass es funktioniert. Einen Studierenden mit so schwerer Sehbehinderung habe es bei den Maschinenbauern aber zuvor noch nicht gegeben.

Professor Stefan Odenbach ist sich sicher, dass die Sehbehinderung seines Studenten kein Hinderungsgrund für ein erfolgreiches Studium ist.
Die Prognose sagt: Niemand weiß, wie es wird, aber besser eher nicht. Jacob Michels, Student |
Der Student selbst geht mit seiner Einschränkung pragmatisch um: "Die Prognose sagt: Niemand weiß, wie es wird, aber besser eher nicht. Von daher muss man im Zweifel mit allem rechnen. Aber da das nicht absehbar ist, muss man sich auch nicht verrückt machen."
In der Großstadt gut eingelebt
In der Großstadt Dresden hat sich Jacob Michels inzwischen gut eingelebt und findet sich zurecht. Hilfe bekommt er beispielsweise in der Mensa angeboten, bei der Suche nach der richtigen Essensausgabe. Im Gegenzug unterstützt der junge Vogtländer wiederum ausländische Studierende "beim Zurechtfinden in Deutschland".

In Dresden hat sich der Vogtländer gut eingelebt und kommt trotz Sehbehinderung zurecht. Die Armbinde mit den drei Punkten zeigt Passanten, dass Jacob Michels nur stark eingeschränkt sehen kann.
MDR (lam/Heike Römer-Menschel)