
Sachsen Zittauer Gartensparte richtet rollstuhlgerechten Kleingarten ein
In der Zittauer Gartensparte "Sonnenhain" haben Vereinsmitglieder eine Parzelle an die Bedürfnisse eines Rollstuhlfahrers angepasst. Einem Fachmann für Gartenbau schufen sie so ein neues Betätigungsfeld.
- Aus einer Wiese in der Gartenanlage machten die Vereinsmitglieder einen barrierefreien Kleingarten und gewannen dadurch ein neues Vereinsmitglied.
- Bei der Pflanzenauswahl setzen die Freizeitgärtner auf kleinwüchsige Bäume und Sträucher.
- Der neue Nutzer des frisch eingerichteten Kleingartens ist für die Gartengemeinschaft eine Bereicherung – denn er bringt Fachwissen mit.
Alfred Kutscher fährt mit seinem Rollstuhl zwischen Hochbeeten hindurch – in der Hand eine kleine Hacke und er lächelt dabei. "Das Herz kommt wieder nach oben. Das bringt Lebensfreude", sagt Kutscher. Er freue sich mit dem Garten eine Aufgabe zu haben. "Den ganzen Tag zu Hause rumhängen bringt nichts."
Seit 2007 ist der gelernte Landschaftsbauer nach einem Motorradunfall auf den Rollstuhl angewiesen. Er liebte es im Garten zu arbeiten. Dank Jens Schöntube, dem Vorsitzenden der Gartensparte "Sonnenhain" in Zittau, wird das jetzt wieder möglich. Mithilfe von 10.000 Euro Fördergeld vom Freistaat hat der Kleingartenverein eine Parzelle umgebaut und eine geräumige Gartenlaube errichtet. Schöntube und andere Vereinsmitglieder gossen das Fundament und organisierten extra breite Türen.
Zahlreiche Helfer beim Gartenumbau
Ob Umgraben, Zaun bauen, Gehwegplatten verlegen, Bäume und Sträucher setzen – die Vereinsmitglieder packen bei der Einrichtung des neuen Gartens immer wieder mit an und auch Leute außerhalb der Gartenanlage boten Hilfe an, erzählt der Vereinsvorsitzende.
"Uns liegt ein gutes Miteinander am Herzen", sagt Jens Schöntube. "Was bringt das, wenn du eine Parzelle hast, wenn du den Nachbarn nicht kennst?" Nur wenn man sich gegenseitig unterstütze, bleibe die Freude am Hobby erhalten, ist er überzeugt.
Vorrang bei der Pflanzenwahl: Rollstuhlgerechtes Spalierobst
Alfred Kutscher möchte in seinem Kleingarten nun so viel wie möglich selbst machen. Dafür muss die Strauch- und Baumhöhe der neuen Pflanzen bewusst ausgewählt werden. Dabei hilft Jaqueline Hartig. "Was hättest du denn gerne als Spalierobst?", fragt die stellvertretende Vorsitzende der Gartensparte das neue Vereinsmitglied. Stachelbeere und Birne wünscht sich Kutscher. Außerdem notiert Hartig Himbeere und Pflaume auf ihrem Einkaufszettel.
Hartig will nach kleinwüchsigen Obstbäumen suchen, die der Rollstuhlfahrer gut selbst abernten kann. Das sogenannte Spalierobst wird mit breitem Abstand gepflanzt – so dass ein Rollstuhl dazwischen passt.

Jaqueline Hartig geht mit Alfred Kutscher die Einkaufsliste für die Obstsorten in seinem Garten durch.
Verein profitiert von Fachwissen des gelernten Gartenbauers
Die Kleingärtner sind froh, Alfred Kutscher als neues Vereinsmitglied begrüßen zu können, denn schießlich bringt er als gelernter Garten- und Landschaftsbauer viel Fachwissen in die Gartengemeinschaft. Jaqueline Hartig erzählt von einer Obstwiese, wo der Gartenverein alte Obstsorten anpflanzen möchte. Alfred Kutscher weiß, bei welchen alten Sorten es sich lohnt sie anzupflanzen. "Er gibt das Wissen und wir können die dann besorgen, damit wir unsere Streuobstwiese erweitern können", freut sich Hartig.
Im Sommer soll Kutschers Parzelle fertig bepflanzt sein. Zum Sommerfest des Vereins am letzten Juni-Wochenende wollen sie den rollstuhlgerechten Kleingarten in Zittau dann auch der Öffentlichkeit vorstellen.
MDR (flg/mak)