Pressekonferenz im Schauspielhaus Magdeburg: Vier Personen aus der Thgeaterleitung sitzen vorn an einem Tisch, vor ihnen die Journalisten im Publikum

Sachsen-Anhalt Theater Magdeburg thematisiert Anschlag auf Weihnachtsmarkt auf der Bühne

Stand: 21.05.2025 16:41 Uhr

In der Spielzeit 2025/26 zeigt das Theater die Stückentwicklung "Drei Minuten", die den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am 20. Dezember 2024 in Magdeburg thematisiert – wie, darüber sei man noch auf der Suche, berichtete das Führungsteam am Mittwoch während einer Pressekonferenz. Außerdem will sich das Theater weiter politisch positionieren, u. a. mit Stücken über die Geschwister Scholl oder die Rückkehr der Wölfe. Geplant ist zudem eine Hommage an die in Magdeburg entdeckte Band Tokio Hotel.

Von MDR Kulturdesk

Das Theater Magdeburg wird in der Spielzeit 2025/26 ein Stück über den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt auf die Bühne bringen. Am 20. Dezember 2024 wurden mehr als 300 Menschen verletzt und sechs getötet. Für den Theaterabend mit dem Titel "Drei Minuten" verpflichtete das Theater den Regisseur Sebastian Nübling und den renommierten Autor Kevin Rittberger.

Attentat auf Weihnachtsmarkt Magdeburg wird für Bühne verarbeitet

Bei dem Anschlag handele es sich um einen der schmerzvollsten Einschnitte in die jüngere Stadtgeschichte, sagt Bastian Lomsché aus der Schauspieldirektion. So ein schreckliches Ereignis brauche Be- und Verarbeitung. Wie genau die aussehen werde, stehe noch nicht fest.

"Wir werden jetzt nach Möglichkeiten suchen, wie wir in dieser Stadt dieses Thema auf dem Theater verhandeln können." Generalintendant Julien Chavaz berichtet, dass es bereits Gespräche gab mit den Menschen, die den Terroranschlag miterlebt haben. Diese würden dabei helfen, dass "Drei Minuten" tief in die Materie eintaucht.

Wir werden jetzt nach Möglichkeiten suchen, wie wir in dieser Stadt dieses Thema für das Theater verhandeln können. Bastian Lomsché, Schauspieldirektion Magdeburg |

Tokio Hotel – die berühmtesten Söhne der Stadt Magdeburg

Eine weitere Stückentwicklung widmet sich den vielleicht berühmtesten Söhnen der Stadt, der Band Tokio Hotel. Laut Bastian Lomsché werde man sich dabei zwischen Fantum bewegen und der Ironie, die diese Geschichte haben kann. Unter dem Titel "Schrei so laut du kannst" soll es eine bunte, lustige und berührende Hommage an die vier Musiker um die Brüder Kaulitz geben.

Die Band Tokio Hotel bei einer Presseveranstaltung.

Das Stück "Schrei so laut du kannst" ist eine Hommage an die Band Tokio Hotel aus Magdeburg.

Inszenierung von Roman "Vom Norden rollt ein Donner"

Darüber hinaus plant das Theater Magdeburg ein Stück von Regisseur Jan Friedrich. Er hatte dem Haus mit "Blutbuch" zuletzt eine Einladung zum Berliner Theatertreffen zu den "zehn bemerkenswertesten Inszenierungen" beschert. In der kommenden Spielzeit soll er ein Stück nach einem Roman auf die Bühne bringen.

In "Vom Norden rollt ein Donner" erzählt Markus Thielemann am Beispiel der Rückkehr des Wolfes von völkischem Autoritarismus, und wie er "auf dem Boden nicht aufgearbeiteter deutscher Geschichte perfekte Bedingungen zum Wuchern findet".

Oper, Ballett, Spektakel und neue Theatersprachen

Als Theater der Landeshauptstadt müsse man das große Publikum ansprechen, betont Generalintendant Julien Chavaz. Das bedeute gleichzeitig Klassiker, Oper, Ballett sowie die Entwicklung neuer Theatersprachen. Und man werde sich weiterhin politisch positionieren. "Theater repariere die Welt nicht", so Chavaz, aber die Inszenierungen und das Haus sollen Kraft spenden und Mut verleihen.

Julien Chavaz spricht in ein Mikrofon und gestikuliert, hinter ihm steht groß "Theater Magdeburg".

Generalintendant Julien Chavaz setzt für die neue Spielzeit auf eine Mischung aus Klassikern und neuem Theaterstoff.

Die Opernsaison eröffnet Richard Wagners "Tannhäuser". Das groteske Theaterspektakel "Leben mit einem Idioten" von Alfred Schnittke wird eine gemeinsame Produktion mit der Opéra national de Lorraine in Nancy sein. Das Musical "Scholl – Die Knospe der Weißen Rose" wirft einen neuen Blick auf die Widerstandsbewegung um die Geschwister Scholl gegen die Nationalsozialisten.

Der neue Generalmusikdirektor in Magdeburg, Christian Øland hat für das Konzertpublikum unter anderem Stücke der jungen Komponistin Elizabeth Ogonek auf den Spielplan gesetzt. Ballett-Fans dürfen sich zum Beispiel auf eine Version des "Bolero" freuen und tauchen mit "Der Sandmann" in die Welt der Albträume.

Quellen: Sandra Meyer (MDR KULTUR), Theater Magdeburg, dpa
Redaktionelle Bearbeitung: jb