Ein Polizist steht an einem Polizeiwagen vor dem Geiseltalsee in Sachsen-Anhalt.

Sachsen-Anhalt Polizei warnt vor freilaufender Großkatze

Stand: 17.06.2025 18:11 Uhr

Das am Geiseltalsee im Saalekreis mutmaßlich gesichtete Raubtier ist noch nicht gefunden worden. Polizei und Feuerwehr suchen das Gebiet mit einem Hubschrauber und Drohnen ab. Es handelt sich womöglich um einen Puma, sagt der Landkreis. Die Bevölkerung ist weiter zur Vorsicht aufgerufen. Wenn das Tier gefunden wird, soll es betäubt und in einen Zoo gebracht werden.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Im Saalekreis läuft eine großangelegte Suchaktion nach einem Puma. Wie die Kreisverwaltung am Dienstag auf einer Pressekonferenz mitteilte, sind Polizei und Feuerwehr mit drei Drohnen im Raum Braunsbedra im Einsatz. Am Nachmittag soll auch ein Polizeihubschrauber das Gebiet rund um den Geiseltalsee nach der Raubkatze absuchen.

Das Tier sei bereits am Freitag von einer Mitarbeiterin der Kreisverwaltung gefilmt worden, sagte Dezernentin Sabine Faulstich MDR SACHSEN-ANHALT. Sie spricht von einer "achtzigprozentigen Wahrscheinlichkeit", dass es sich tatsächlich um einen Puma handelt.

Polizisten bereiten ein Schlauchboot am Geiseltalsee vor.

Die Polizei sucht am Geiseltalsee nach der gesichteten Raubkatze.

Bergzoo Halle: Video zu schlecht, um Raubtier als Puma zu erkennen

Der Bergzoo Halle zeigte sich anders als die Kreisverwaltung wenig überzeugt davon, dass es sich bei dem gesichteten Tier um einen Puma handelt. Sprecher Tom Bernheim sagte der Deutschen Presseagentur, das Videomaterial sei so schlecht, dass eine schlüssige Auswertung nicht möglich sei.

Man habe, wie andere Einrichtungen ebenfalls, das Videomaterial gesichtet und könne höchstens sagen, dass es eine Großkatze, ein Raubtier sein könnte. Jede andere Aussage wäre unseriös, erklärte Bernheim.

Im MDR AKTUELL Live von Dienstag, 14.30 Uhr, sehen Sie ein Gespräch mit Braunsbedras Bürgermeister:

Spurensuche: Großkatze am Geiseltalsee

Mehrere Sichtungen gemeldet

Obwohl die Sichtung des Tieres bereits am Freitag erfolgte, wurde die Bevölkerung vom Saalekreis erst am Montag über die Warn-Apps Katwarn und Nina informiert. Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) erklärte die Verzögerung damit, dass die Mitarbeiterin zunächst unsicher war und erst mit zeitlichem Abstand ihre Beobachtung meldete.

Das Video wurde daher erst am Sonntagabend an die zuständigen Stellen weitergegeben. Die Polizei teilte MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstagmorgen mit, Einsatzkräfte hätten am Montag bis Einbruch der Dunkelheit nach dem Tier gesucht – auch mit einem Hubschrauber.

Am Montagabend hätten sich weitere Bürger gemeldet, die die Raubkatze gesehen haben wollen. Demnach wurden fünf bis sechs Sichtungen in den Bereichen Pfännerhall, Branderodaer Hohle und am Weinberg Reifert gemeldet.

Sollte es sich tatsächlich um einen Puma handeln, wollen die Behörden das Tier lebend fangen und betäuben. Der Zoo in Halle habe sich bereit erklärt, die Raubkatze aufzunehmen. Auch der Zoo in Aschersleben sei im Gespräch.

Landkreis warnt Bevölkerung und richtet Bürgertelefon ein

Der Landkreis hat seine Bewohner unterdessen dazu aufgerufen, Wiesen und Wälder in dem Gebiet vorerst zu meiden und sich sofort bei der Feuerwehr unter der Notrufnummer 112 melden, wenn sie die Großkatze sehen.

Was bei Sichtungen zu tun ist
Der Landkreis weist darauf hin, der Raubkatze beim Zusammentreffen nicht in die Augen, sondern auf den Körper zu schauen, langsam zurückzuweichen und sich großzumachen. Hunde sollen demnach an der Leine geführt werden. Für Rückfragen und Sichtungen wurde ein Bürgertelefon eingerichtet, das unter folgender Telefonnummer erreichbar ist: 03461-401255
Die Warn-Apps Nina und KatWarn verweisen auf einem Smartphone auf die Sichtung einer Großkatze am Geiseltalsee im südlichen Saalekreis.

Über die Warn-Apps Katwarn und Nina wurde eine offizielle Warnmeldung an die Bevölkerung herausgegeben.

Kalb in der Nähe des Sees gerissen

Die Kreisverwaltung teilte mit, dass unklar sei, woher das Tier stammen könnte. Derzeit gebe es keine Hinweise, dass aus einem Zoo oder einem Zirkus eine Wildkatze geflüchtet sei. Auch alle bekannten Tierhalter seien angefragt worden. Deshalb gehe das Landratsamt von einer möglicherweise illegalen Haltung des Tieres aus.

Nach Angaben des Landkreises ist in den vergangenen Tagen ein Kalb in der Nähe des Sees gerissen worden. Der Kadaver werde nun genauer untersucht, um die Frage zu beantworten, ob das Tier von einer Raubkatze getötet wurde.

Tierschutzorganisation Peta kritisiert Wildtierhaltung

Auch die Tierschutzorganisation Peta meldete sich zu Wort. Sie setzte einer Mitteilung zufolge für Hinweise, die den Halter oder die Halterin zweifelsfrei identifizieren, eine Belohnung in Höhe von 500 Euro aus. Wer etwas beobachte oder anderweitig mitbekomme, solle sich per E-Mail bei der Tierrechtsorganisation melden – bei Bedarf auch anonym.

Peta fordert, den Handel und die Haltung von exotischen Wildtieren zu verbieten. Der unregulierte Handel damit habe ungeahnte Ausmaße erreicht. Sogar Großkatzen wie Tiger und Löwen seien im Internet käuflich erwerbbar. In vielen Bundesländern, darunter Sachsen-Anhalt, dürften sie legal privat gehalten werden.

Bereits vor vier Jahren hatte es im Süden Sachsen-Anhalt einen Zwischenfall mit einem Raubtier gegeben. Ein Model war bei einem Fotoshooting auf einem Gnadenhof von einem Leoparden angegriffen und mehrfach in den Kopf gebissen worden.

Erinnerung an ähnliche Warnung in Kleinmachnow

Im Sommer vor knapp zwei Jahren Jahr hatte ein ähnlicher Vorfall in Kleinmachnow südwestlich von Berlin für Aufsehen gesorgt: Dort jagten Polizei, Jäger und Tierärzte rund 30 Stunden lang samt Hubschrauber und Drohnen eine vermeintliche Löwin – ausgelöst durch ein Handyvideo. Die internationale Aufmerksamkeit war groß, am Ende stellte sich das angebliche Raubtier allerdings als Wildschwein heraus.

Hinweis: Die Behörden sprechen in der Warnung von einer Großkatze. Pumas werden allerdings trotz ihrer Größe als Kleinkatzen klassifiziert.

dpa, MDR (Engin Haupt, Martin Krause, Tatiana Gropius, Kalina Bunk, Stephan Bringezu, Marc Weyrich, Christoph Dziedo, Annekathrin Queck)