
Thüringen Streit um mögliche Wolfsabschüsse in Thüringen
Nachdem das EU-Parlament den Schutzstatus des Wolfs abgesenkt hat, ist in Thüringen Streit über den weiteren Umgang mit dem Tier entbrannt. Vor allem Schafzüchter fordern seit Jahren einen leichteren Abschuss von Wölfen.
In Thüringen gibt es Streit um eine künftige Bejagung von Wölfen. Die Diskussion ist entbrannt, nachdem das EU-Parlament am Mittwoch den Schutzstatus der Wölfe abgesenkt hat. Der Landesjagdverband Thüringen spricht von einem wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu Wolfsabschüssen. Die Jäger fordern, den Wolf im nächsten Schritt bundesweit ins Jagdrecht aufzunehmen.
Züchter fordern reguläre Bejagung
Bis Wölfe in Thüringen gejagt werden können, ist es aber noch ein weiter Weg: Erst wenn auch die Bundesregierung tätig geworden ist, kann das Land die Wolfsjagd erlauben und entsprechende Jagdzeiten festlegen. Umweltminister Tilo Kummer (BSW) hatte bereits deutlich gemacht, dass er dazu bereit ist. Nach seinen Worten hat sich der Wolfsbestand gut entwickelt. Aktuell hat das Ministerium etwa 20 sesshafte Tiere registriert.
Jäger und Schafzüchter gehen aber von höheren Beständen aus. Insbesondere Schafzüchter fordern seit Jahren eine reguläre Bejagung von Wölfen. Da die Zahl der Nutztierrisse zuletzt wieder gestiegen war. Am vergangenen Wochenende wurden etwa in Trusetal im Kreis Schmalkalden-Meiningen mindestens 14 Schafe mutmaßlich von Wölfen getötet.
Skandinavisches Modell auch in Thüringen?
Widerstand gegen die Bejagung von Wölfen kommt von Naturschutzverbänden. Sowohl der NABU als auch der BUND warnen davor, dass Wölfe lokal ausgerottet werden könnten. Die Entscheidung der EU sei kein Freibrief, so der BUND Thüringen. Der Verband lehnt auch die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht ab. Abschüsse sollte es nur in Einzelfällen geben. Das Bejagen der Wölfe würde die Probleme der Weidetierhalter allein nicht lösen. Stattdessen müsse die Bundesregierung den Herdenschutz priorisieren und mehr auf Ausgleichszahlungen setzen.
Auch der Jagdverband ist gegen eine Ausrottung. Bevor der Wolf bejagt werden kann, müsse zunächst erst einmal der Bestand ermittelt werden. Dann sei eine selektive Jagd auf den Wolf wie bei allen anderen Wildtieren auch möglich. Verbandsvorsitzender Ludwig Gunstheimer verweist dabei auf das Modell wie in Skandinavien. Dort ist ein Höchstabschuss festgelegt. In Schweden sind es 300 Wölfe pro Jahr.
Auch der forst- und jagdpolitische Fraktionssprecher der CDU in Thüringen, Stephan Tiesler sieht keine Gefahr für eine Ausrottung. Es gehe vielmehr darum, die Balance wiederherzustellen. Laut Tiesler braucht es nun klare Regeln und die Möglichkeit, eingreifen zu können, wenn es zu viele Wölfe gibt oder Tiere gerissen werden.
dpa, MDR (olei)