Johann Wadephul geht eine Flugzeugtreppe hoch
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Krieg gegen die Ukraine ++ Wadephul will Druck auf Putin erhöhen ++

Stand: 27.05.2025 23:55 Uhr

Außenminister Wadephul will durch einen Schulterschluss mit den USA den Druck auf Russlands Präsident Putin erhöhen. US-Präsident Trump verschärft seinen Ton gegenüber dem russischen Machthaber.

Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:

27.05.2025 • 23:55 Uhr

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27.05.2025 • 21:42 Uhr

Russische Gegendrohung nach Trump-Post

Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat mit einer Gegendrohung auf einen kritischen Post von US-Präsident Donald Trump auf dessen Onlinedienst "Truth Social" reagiert. Medwedew schrieb auf der Platform X, er kenne nur eine wirklich schlimme Sache, die geschehen könne - und das sei der Dritte Weltkrieg. "Ich hoffe, Trump versteht das", so Medwedew. Der US-Präsident hatte auf seinem Onlinedienst zuvor an den russischen Präsidenten adressiert geschrieben: "Was Wladimir Putin nicht begreift, ist, dass Russland ohne mich bereits viele wirklich schlimme Dinge passiert wären - und ich meine wirklich schlimme. Er spielt mit dem Feuer".

Medwedew hat als Vizechef des russischen Sicherheitsrats weiterhin viel Einfluss in Russland. Seit Kriegsbeginn ist der früher als liberal geltende Putin-Vertraute immer wieder mit scharfen Drohungen wie dem Einsatz von Atomwaffen aufgefallen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will die eigene Militärproduktion weiter ausbauen, um sich gegen die russische Invastion zu verteidigen. Das sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. Schlüsselelemente seien "Angriffsdrohnen, Abfangjäger, Marschflugkörper und ukrainische ballistische Raketen. Wir müssen alles produzieren", forderte Selenskyj.

Bereits jetzt arbeiteten hunderte Firmen im Land für den Rüstungssektor. Die ukrainische Regierung bereite zudem Investitionsverträge mit europäischen Partnern vor, um weitere Militärproduktion ins Land zu verlagern. Die wichtigsten Elemente seien unbemannte und weitreichende Waffen. Konkrete Angaben machte Selenskyj nicht. Im vergangenen Dezember hatte der Präsident bereits die Massenproduktion jetbetriebener Drohnen des Typs Paljanyzja bekanntgegeben. Eine weitere Raketen-Drohne mit 700 Kilometern Reichweite, Peklo, soll bereits im Kampfeinsatz getestet worden sein. 

Außenminister Johann Wadephul (CDU) will durch einen Schulterschluss mit den USA den Druck auf Russlands Präsident Putin erhöhen, "damit Putin endlich an den Verhandlungstisch kommt". Das erklärte Wadephul vor dem Abflug zu seinem Antrittsbesuch in den USA. Deutschland wolle "einen sofortigen Waffenstillstand" in der Ukraine und "einen nachhaltigen Frieden". Hierfür müsse der Druck auf Russland aufrechterhalten werden. Die Europäer würden die "Sanktionsschrauben" gegen Russland "weiter anziehen", auch der US-Kongress sei "zu mehr Sanktionen bereit".

Wie wichtig eine gemeinsame transatlantischer Position für die Freiheit in Europa sei, führe Russlands Angriffskrieg eindringlich vor Augen, so Wadephul. Putin greife trotz intensiver Friedensdiplomatie mit unverminderter Brutalität an. Wadephul will in Washington am Mittwoch mit seinem US-Kollegen Marco Rubio über gemeinsames Vorgehen bei aktuellen internationalen Krisen beraten. 

27.05.2025 • 18:30 Uhr

Trump greift Putin weiter an

US-Präsident Donald Trump wirft Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor, "mit dem Feuer zu spielen". In seinem Kurznachrichtendienst Truth Social schreibt Trump: "Was Wladimir Putin nicht begreift ist, dass ohne mich viele wirklich schlimme Dinge mit Russland passiert wären, und ich meine WIRKLICH SCHLIMME. Er spielt mit dem Feuer!"

Zuletzt war es trotz der laufenden, von den USA geförderten Friedensbemühungen zwischen Russland und der Ukraine zu massiven russischen Drohnen- und Raketenangriffen gekommen. Schon die jüngsten Angriffe hatten zu einer Verschärfung des Tons des US-Präsidenten gegenüber Putin zur Folge.

Russland hat nach US-Angaben den Vatikan als Verhandlungsort für Gespräche für ein Ende des Krieges gegen die Ukraine abgelehnt. "Wir hätten es gerne im Vatikan gehabt", sagte der US-Sondergesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, dem Sender Fox News. "Aber die Russen wollten nicht dorthin gehen. (...) Also denke ich, dass Genf die nächste Station sein könnte."

Der türkische Außenminister Hakan Fidan sagte, sein Land sei ebenfalls bereit, eine weitere Runde von Friedensgesprächen auszurichten. Die Türkei war bereits Mitte Mai Gastgeberin für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine, bei denen ein größerer Gefangenenaustausch vereinbart wurde. Darüber hinaus gab es aber keine greifbaren Fortschritte.

Russland hat seine Kritik an der von Bundeskanzler Friedrich Merz artikulierten Freigabe der Reichweite westlicher Waffen im Krieg gegen die Ukraine bekräftigt. "Wenn das den Tatsachen entspricht, dann ist das eine Eskalation, eine ernsthafte Eskalation, die auf schwerwiegende Weise wohl den Anstrengungen Richtung friedlicher Lösung widerspricht, die jetzt unternommen werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Allerdings seien Merz' Äußerungen dazu aus Moskauer Sicht sehr unklar.

Eine russische Hackergruppe ist Erkenntnissen von niederländischen Geheimdiensten zufolge für Hackerangriffe auf die niederländische Polizei im vergangenen Jahr verantwortlich gewesen. "Wir haben gesehen, dass sich die Hackergruppe erfolgreich Zugang zu sensiblen Informationen einer großen Zahl von (Regierungs-)Organisationen und Unternehmen weltweit verschafft hat", sagte der niederländische Militärgeheimdienst-Chef Peter Reesink. Die Gruppe habe es insbesondere auf EU- und NATO-Staaten abgesehen.

Die bisher unbekannte Gruppe Laundry Bear soll demnach für Hackerangriffe auf Streitkräfte, Regierungen, Rüstungsunternehmen und IT-Dienstleister in mehreren Ländern verantwortlich gewesen sein. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass Laundry Bear "höchstwahrscheinlich" vom russischen Staat unterstützt werde, teilten die Behörden mit.

Die russischen Truppen haben in der Region Sumy im Nordosten der Ukraine nach Angaben des dortigen Gouverneurs vier Dörfer eingenommen. "Der Feind versucht weiterhin, vorzudringen, um eine sogenannte 'Pufferzone' einzurichten", schrieb Oleh Hryhorow auf Facebook. Die Dörfer Nowenke, Basiwka, Weseliwka und Schurawka seien besetzt. Die Ortschaften seien aber schon vor langer Zeit evakuiert worden. Hryhorow bestätigte damit einen Rückschlag der ukrainischen Truppen.

Der Vatikan dringt unter dem neuen Papst Leo XIV. auf baldige Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Der katholische Kirchenstaat erklärte sich abermals bereit, die Gespräche auf seinem Boden abzuhalten. Dessen Nummer Zwei, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, bekräftigte dazu ein Angebot des neuen Oberhaupts der katholischen Kirche. Wichtig sei jedoch vor allem, dass die Verhandlungen "endlich beginnen".

Bundesaußenminister Johann Wadephul hält sich in der Frage einer möglichen Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern an die Ukraine bedeckt. Die Bundesregierung agiere so, dass sie für Russlands Präsident Wladimir Putin nicht berechenbar sei, sagte Wadephul beim WDR-Europaforum. Die Ukraine werde so ausgestattet, dass sich das Land verteidigen könne, Deutschland handele dabei aber verantwortungsvoll.

Russland hat ein umfassendes Marinemanöver in der Ostsee begonnen. An der Übung seien 20 Kriegsschiffe und 3.000 Soldaten sowie Unterstützung aus der Luft beteiligt, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Baltische Flotte Russlands.

27.05.2025 • 13:28 Uhr

Lawrow kritisiert Merz

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat Bundeskanzler Friedrich Merz wegen dessen Äußerung zu weitreichenden Angriffen der Ukraine auf Russland mit westlichen Waffen kritisiert. Die Entscheidung, solche Angriffe auf Russland zuzulassen, sei schon vor langer Zeit gefallen, sagte Lawrow.

Merz hatte heute seine Äußerungen relativiert: Das Thema Reichweitenbegrenzung habe "vor einigen Monaten und einigen Jahren mal eine Rolle gespielt". Die westlichen Länder hätten diese Auflagen längst aufgegeben. "Insofern habe ich gestern in Berlin etwas beschrieben, was schon seit Monaten geschieht."

Lawrow sagt dazu, diese Bemerkungen ließen auf das Kaliber der Leute schließen, die in führenden europäischen Ländern an die Macht gekommen seien. Sie deuteten darauf hin, dass die Entscheidung über die Erlaubnis von Langstreckenangriffen auf Russland schon vor einiger Zeit getroffen, aber geheim gehalten worden sei.

Die russische Staatsführung sieht hinter der Androhung von US-Präsident Donald Trump mit weiteren Sanktionen eine Medienkampagne. "Wir sehen, dass eine große Zahl von Massenmedien de facto an einer Kampagne teilnimmt, die auf das Abreißen des Friedensprozesses gerichtet ist und die als Ziel hat, die Amerikaner aufzuhetzen zur Verhängung neuer Sanktionen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Die USA und Trump agierten aber aus seiner Sicht äußert ausgewogen.

Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine weitere Ortschaft im Osten der Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht. Das Dorf Stara Mykolaiwka in der Region Donezk sei eingenommen worden.

Unabhängig überprüfen lässt sich dies nicht. Die russische Führung teilt fast täglich mit, dass ihre Einheiten im Osten der Ukraine Dörfer erobert haben. Die Regierung in Kiew nimmt dazu in der Regel nicht Stellung.

Die finnischen Marineübungen in der Nähe der Grenze zu Russland entwickeln sich nach Darstellung des Moskauer Außenministeriums zu einem Instrument der Eskalation durch die NATO.

In der Ostseeregion herrscht höchste Alarmbereitschaft, nachdem es seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine zu einer Reihe von Ausfällen von Stromkabeln, Telekommunikationsverbindungen und Gaspipelines gekommen ist.

Russland wurde wiederholt Sabotage vorgeworfen. Die NATO verstärkt zudem ihre Präsenz in der Region mit Fregatten, Flugzeugen und Marinedrohnen.

Die EU stellt bis zu 150 Milliarden Euro für die gemeinsame Beschaffung von Rüstungsgütern bereit. Nach einem Beschluss der Mitgliedstaaten wird das Geld in Form von Darlehen bereitgestellt, die über den EU-Haushalt abgesichert werden. Es soll Ländern etwa den Kauf zusätzlicher Luftverteidigungssysteme und Munition ermöglichen.

Hintergrund des Projekts mit dem Namen Safe (Security Action for Europe) sind die derzeitigen Aufrüstungsbemühungen in Europa. Sie sollen Russland davor abschrecken, nach der Ukraine möglicherweise auch noch einen EU-Staat anzugreifen. Geheimdienste gehen davon aus, dass Russland spätestens 2030 militärisch in der Lage sein dürfte, einen weiteren Krieg zu beginnen.

"Je mehr wir in unsere Sicherheit und Verteidigung investieren, desto besser schrecken wir diejenigen ab, die uns schaden wollen", erklärte der polnische Europaminister Adam Szłapka im Namen des derzeitigen EU-Ratsvorsitzes seines Landes. Das neue Instrument sei beispiellos und werde auch die Verteidigungsindustrie unterstützen.

Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht zu Dienstag 99 ukrainische Drohnen abgefangen. Allein 56 Drohnen seien über der Oblast Belgorod zerstört worden. Belgorod grenzt an die Ukraine, die dort immer wieder Ziele angegriffen hat. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das russische Verteidigungsministerium wirft der Ukraine vor, mit Hilfe Europas Friedensgespräche verhindern zu wollen. Die Führung in Kiew habe mit Unterstützung einiger europäischer Länder eine Reihe "provokativer Schritte" unternommen, um die von Russland initiierten direkten Friedensgespräche zu verhindern, meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Ministerium.

27.05.2025 • 11:00 Uhr

Fidan beriet mit Putin in Moskau

Der russische Präsident Wladimir Putin und der türkische Außenminister Hakan Fidan haben in Moskau über die Bemühungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine beraten.

Thema seien auch die Entwicklungen seit den direkten Gesprächen zwischen einer russischen und einer ukrainischen Delegation in Istanbul am 16. Mai gewesen, verlautete aus dem türkischen Außenministerium. Zudem seien bilaterale Wirtschafts- und Energiefragen besprochen worden. Fidan hält sich zu einem zweitägigen Besuch in der russischen Hauptstadt auf.

Bundeskanzler Friedrich Merz verteidigt die Entscheidung zur Aufhebung von Reichweitenbeschränkungen beim Einsatz deutscher Waffen für die Ukraine. "Verteidigen kann sich nur derjenige, der auch in die Lage versetzt wird, militärische Basen anzugreifen, die auch auf dem Territorium des Angreifers liegen", sagte der CDU-Politiker nach einem Gespräch mit dem finnischen Regierungschef Petteri Orpo in der Stadt Turku.

Merz sagte in Turku, er habe "etwas beschrieben, was schon seit Monaten geschieht, dass die Ukraine nämlich das Recht hat, die Waffen, die sie geliefert bekommt, auch einzusetzen, auch jenseits der eigenen Landesgrenzen einzusetzen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet." Das sei notwendig. Nur auf eigenem Territorium könne man sich nicht genug verteidigen.

27.05.2025 • 10:26 Uhr

"Im Moment sei keine Lieferung von Taurus geplant", Matthias Deiß, ARD Berlin, zzt. Turku, zur Debatte über Reichweiten von Waffen für Ukraine bei Merz' Finnland-Reise

tagesschau24, 27.05.2025 10:00 Uhr

Russland arbeitet nach Angaben seines Außenministeriums weiterhin am Entwurf für ein Memorandum im Vorfeld eines möglichen Friedensabkommens. Der Entwurf werde die Grundsätze einer Einigung und die Bedingungen einer möglichen Waffenruhe darlegen, sagt die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. Das Dokument werde der Regierung in Kiew übergeben, sobald es fertig sei.

China hat ukrainische Vorwürfe, die russische Rüstungsindustrie zu beliefern, zurückgewiesen. Die Volksrepublik habe nie Waffen an Konfliktparteien in der Ukraine geliefert und kontrolliere streng sogenannte Dual-Use-Güter, die auch militärisch genutzt werden könnten, sagt eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. "Die ukrainische Seite weiß das sehr genau, und China lehnt unbegründete Anschuldigungen und politische Manipulation entschieden ab", sagte sie.

Der ukrainische Auslandsgeheimdienst hatte am Montag mitgeteilt, er habe Belege, dass aus China Maschinen, chemische Produkte, Schießpulver und andere Komponenten gezielt an 20 russische Rüstungsbetriebe geliefert worden seien.

Angesichts der Weigerung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, unter Vermittlung des Vatikans über einen Waffenstillstand in der Ukraine zu verhandeln, hat Kanzler Friedrich Merz vor einem langen Krieg gewarnt. "Deswegen rechne ich damit, dass wir uns möglicherweise auf eine längere Dauer noch einzustellen haben, was aber an unserer Entschlossenheit, die Ukraine zu unterstützen, nichts ändert", sagte Merz im finnischen Turku nach einem Treffen mit dem finnischen Ministerpräsidenten Petteri Orpo.

Beide Politiker betonten die Notwendigkeit, die eigenen Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen. "Russland hat sich verkalkuliert", sagte Merz. Statt Europa zu spalten, sei die Geschlossenheit größer und die NATO durch den Beitritt Schwedens und Finnlands stärker geworden.

Die massiven russischen Luftangriffe auf die Ukraine der vergangenen Tage hatten nach Einschätzung von US-Militärexperten auch ein psychologisches Ziel. Sie sollten die ukrainische Widerstandskraft schwächen und den Westen von weiterer Unterstützung abhalten. Das Institut für Kriegsstudien (ISW) schrieb in seinem Lagebericht, Russland wolle mit solchen Angriffen suggerieren, dass es den Krieg gewinnen könne.

Die russische Rüstungsindustrie habe den Bau von Schahed-Drohnen iranischer Bauart (russische Typenbezeichnung: Geran) gegenüber 2024 vervielfacht, schrieben die ISW-Experten. Die Fluggeräte würden auch technologisch rasch weiterentwickelt, um der ukrainischen elektronischen Flugabwehr zu entgehen. Außerdem erreichten die Drohnen mittlerweile Flughöhen bis zu 2.500 Metern, wo sie von handgestützter Flugabwehr nicht zu treffen seien.

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, hat Merz' Ankündigung, die Reichweitenbeschränkung deutscher Waffen für die Ukraine aufzuheben, begrüßt. Es sei allerdings nicht klar, was das für die Waffenlieferungen konkret bedeute, so Hardt im Bayrischen Rundfunk. "Es muss auch ein Stück Unwägbarkeit auf der russischen Seite geben, darüber, welche Waffen hat die Ukraine? Wie kann sie sie einsetzen? Wie ist sie befähigt, sie entsprechend auch einzusetzen?"

Europa müsse bei der Ukraine-Unterstützung an einem Strang ziehen, betonte er. Was die weitere US-Unterstützung der Ukraine angeht, zeigte sich Hardt zuversichtlich: "Spätestens seit dieser Begegnung mit Selenskyj im Petersdom in Rom gibt es da, glaube ich, eine andere Sicht der Dinge."

Die frühere Verteidigungsministerin und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat Bundeskanzler Friedrich Merz im Deutschlandfunk für den Kurswechsel bei den Waffenlieferungen an die Ukraine gelobt. Sie hätte sich die in ihren Augen richtige Entscheidung schon früher gewünscht, sagte sie. Sie befürwortete auch die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern. Ukrainische Angriffe auf russische Militäranlagen seien rechtlich erlaubt, betonte sie.

Die von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) angekündigte Aufhebung der Beschränkungen für den Einsatz deutscher Waffen gegen russisches Territorium im Ukraine-Krieg sorgt für Kritik in der SPD. Distanziert äußerte sich etwa der frühere SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Er sei sehr unsicher, was der Vorstoß von Merz auf dem Kriegsgebiet bedeute, sagte Mützenich im Deutschlandfunk. Er habe da noch viele Fragen an den Kanzler.

Es sei richtig gewesen, eine Reichweitenbegrenzung vorzunehmen. "Ich würde die Bundesregierung bitten, sich lieber an den diplomatischen Bemühungen zurzeit zu beteiligen", sagte Mützenich. Es sei ganz offensichtlich, dass Russlands Präsident Wladimir Putin eskaliere, es müsse daher alles getan werden, den Prozess von Verhandlungen durch weitere diplomatische Initiativen zu untermauern. 

Russland hat in einem nächtlichen Angriff 60 Drohnen gegen die Ukraine eingesetzt - ein Rückgang gegenüber den Hunderten, die es am Wochenende eingesetzt hatte, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte.

Die Luftwaffe gab an, 43 Drohnen neutralisiert, 35 abgeschossen und acht durch elektronische Kampfführung umgeleitet zu haben. Russland habe in drei Nächten mehr als 900 Drohnen gegen die Ukraine eingesetzt, hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag gesagt.

Russische Drohnenangriffe haben über Nacht im Süden und Südosten der Ukraine drei Menschen verletzt, wie ukrainische Behörden mitteilten. Zwei Menschen seien in der Region Dnipropetrowsk verletzt worden, sagte Gouverneur Serhij Lysak. "Luftabwehrkräfte waren die ganze Nacht in Dnipropetrowsk im Einsatz", schrieb er auf Telegram und fügte hinzu, dass fünf Drohnen über der Region abgeschossen worden seien. Der Angriff löste in einem Bezirk der Region einen Brand in einem Privathaus und einem Nebengebäude aus und zerstörte in einem anderen Bezirk einen landwirtschaftlichen Betrieb, ein Privathaus und ein Auto.

Auch der Bezirk Nikopol sei mit Flugabwehrkanonen, Artillerie und Drohnen angegriffen worden, so Lysak. Ein 59-jähriger Mann sei bei einem morgendlichen Drohnenangriff auf die südliche Stadt Cherson verletzt worden, teilte die Militärverwaltung mit.

Problematisch ist für die Ukrainer nach Ansicht von Militärexperten die Lage zwischen Pokrowsk und Torezk. Dort ist den russischen Truppen demnach ein Durchbruch gelungen, der nun auch die Stadt Kostjantyniwka bedroht. Damit käme Putin seinem Ziel der vollständigen Eroberung des Gebietes Donezk näher.

Zudem warnen Militärexperten vor einer möglichen russischen Offensive im Norden der Ukraine. Das Gebiet Sumy gilt nach dem Rückzug ukrainischer Truppen aus der westrussischen Region Kursk als mögliches Zielgebiet für einen russischen Vorstoß in der Sommeroffensive. Putin hatte zuletzt auch noch einmal erklärt, einen 30 Kilometer breiten Grenzstreifen der Ukraine zur Pufferzone machen zu wollen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland die Planung einer neuen Offensive vorgeworfen. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass Kremlchef Wladimir Putin und seine Umgebung sich auf eine Beendigung des Kriegs vorbereiteten und ernsthaft eine diplomatische Lösung in Betracht zögen, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. "Im Gegenteil, es gibt viele Anzeichen dafür, dass sie neue Angriffsoperationen vorbereiten."

Über die Reichweitenbegrenzung für Waffen, die der Ukraine geliefert werden, wurde lange diskutiert. Bundeskanzler Merz ist von der Beschränkung nun abgerückt. Direkte Konsequenzen gibt es zunächst wohl nicht. Der Kreml reagiert prompt.

27.05.2025 • 03:15 Uhr

Luftalarm über Ostukraine

In der Ukraine hat es in der Nacht im Osten und Süden des Landes Luftalarm gegeben. Die ukrainische Luftwaffe warnte auf Telegram vor Angriffen etwa in den Regionen Sumy, Charkiw, Dnipropetrowsk, Mykolajiw und über dem Schwarzen Meer in Richtung der Hafenstadt Odessa. Demnach sollen dabei unter anderem Drohnen des Typs Schahed im Einsatz gewesen sein. Ukrainische Medien berichteten von Explosionen in Sumy, das in der Nähe der Grenze zu Russland liegt. 

27.05.2025 • 00:20 Uhr

Der Liveblog vom Montag

Generalsekretär Rutte geht von einer Einigung der NATO-Staaten auf Verteidigungsausgaben von fünf Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Laut Bundeskanzler Merz gibt es keine Reichweitenbeschränkungen mehr für Waffen für die Ukraine.