Blick auf die Baustelle für das Projekt eines H2-ready Gaskraftwerkes am Industriestandort Schwarze Pumpe auf der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Sachsen (Luftaufnahme mit einer Drohne).

Neue Wirtschaftsministerin Reiche plant neue Gaskraftwerke

Stand: 09.05.2025 13:33 Uhr

Bundeswirtschaftsministerin Reiche drängt zum Neubau von Gaskraftwerken. Sie fordert einen Realitätscheck der Energiewende - eine Rückkehr zur Kernenergie schloss sie aber aus.

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche fordert den schnellen Zubau von neuen Gaskraftwerken in Deutschland. "Wir brauchen flexible Gaskraftwerke, die dann Strom liefern, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Und das brauchen wir schnell", sagte die CDU-Politikerin. Es sei daher wichtig, "dass wir ganz schnell in die Ausschreibung von mindestens 20 Gigawatt Gaskraftwerken gehen, um die Versorgungssicherheit in unserem Land hochzuhalten".

Realitätscheck für die Energiewende

Wie wichtig derartige Gaskraftwerke seien, habe jüngst der Stromausfall auf der iberischen Halbinsel gezeigt, sagte Reiche. Um dies auch hinsichtlich der Kosten realisieren zu können, brauche es "langfristige Gaslieferverträge" und einen Realitätscheck der Energiewende. Dabei müsse geklärt werden, ob der Zubau in den vergangenen Jahren ideal sei - "oder haben wir beim Ausbau der Erneuerbaren Energien die Systemrisiken und Systemkosten vergessen?"

"Der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat uns beim Ziel der Klimaneutralität vorangebracht", sagte Reiche. Er habe aber auch Systemkosten kreiert, etwa Netzausbaukosten, Kosten für Netzengpässe und für Kohle- und Gaskraftwerke, die jetzt aufgeschlüsselt werden müssten. "Das wird eine meiner ersten Maßnahmen sein. Wir brauchen eine Art Monitoring und Sich-Ehrlich-Machen über den Stand der Energiewende."

Reiche will Energiepreise senken

Um der Wirtschaft in Deutschland neuen Schwung zu verleihen, werde die neue Bundesregierung das Thema Strompreis angehen: "Wir müssen die Stromsteuer senken, wir müssen die Gas-Speicher-Umlage senken, wir brauchen einen Industriestrompreis, wobei ich sagen muss, dass das in Europa ein dickes Brett ist, das wir bohren", betonte Reiche. Die Vielfalt der Erneuerbaren Energien müsse genutzt werden, "aber wir müssen immer auf die Kosten achten".

Eine Rückkehr zur Kernenergie, wie sie auch CDU und CSU noch im Wahlkampf zum Teil lautstark gefordert hatten, schloss Reiche dagegen aus. "Der Ausstieg ist vollzogen." Der Wiedereinstieg würde nicht nur Geld erfordern, sondern auch nicht mehr vorhandenes Vertrauen der Unternehmen, die das machen sollten.

Hinzu komme, dass es nach wie vor schwierig sei, in Deutschland für die Kernenergie einen gesellschaftlichen Konsens hinzubekommen. Die Chance für eine Rückkehr zur Atomkraft sei in der Energiekrise vertan worden, und "wir müssen mit der Situation jetzt leben".

Von der Politik in die Wirtschaft und zurück

Die CDU-Politikerin Reiche zog 1998 als jüngste Abgeordnete in den Bundestag ein. Sie gehörte dem Parlament 17 Jahre an und belegte Positionen wie stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Reiche war auch Parlamentarische Staatssekretärin - zuerst im Umwelt- und dann im Verkehrsministerium.

2015 wechselte Reiche von der Politik in die Wirtschaft zum Verband kommunaler Unternehmen (VKU), dem Lobbyverband für rund 1.500 Stadtwerke. 2020 wurde Reiche Vorstandsvorsitzende des Energieversorgers Westenergie, einem Tochterunternehmen des Energieriesen E.ON. Jetzt ist sie in die Politik zurückgekehrt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 09. Mai 2025 um 11:23 Uhr.