Händler an der New York Stock Exchange
marktbericht

Kein Top-Ranking für die USA mehr US-Anleger streifen Sorgen ab

Stand: 19.05.2025 22:13 Uhr

Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moody's hat Investoren nur vorübergehend aus dem Tritt gebracht. Der DAX schaffte bis Tagesabschluss sogar ein neues Rekordhoch.

Die Börsen in den USA haben zum Wochenstart den Dämpfer durch den Verlust der Top-Bonität des Landes hinter sich gelassen. Die drei wichtigsten Aktienindizes machten anfängliche Verluste von jeweils rund einem Prozent wieder wett und legten leicht zu. Benoit Anne, Anleiheexperte bei MFS Investment Management, verwies darauf, dass dieser Schritt keine Überraschung und "technisch gesehen eine späte Angleichung an die Einstufung der anderen Ratingagenturen" sei.

Der US-Standardwerteindex gewann 0,3 Prozent auf 42.792 Punkte. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,1 Prozent auf 5963 Stellen zu. Der zunächst am stärksten unter Druck geratene Index der Technologiebörse Nasdaq schloss minimal fester bei 19.215 Zählern.

Mit Moody's hatte am Freitagabend die letzte der drei großen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft und den Vereinigten Staaten damit die Top-Bonität entzogen. "Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten war längst überfällig", schrieb Dirk Chlench, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg.

Die Vereinigten Staaten verzeichneten trotz guter Konjunktur Jahr für Jahr hohe Finanzierungsdefizite. Die Staatsschulden seien mittlerweile auf rund 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)geklettert. Und Besserung sei nicht in Sicht: "Angesichts von Trumps Versprechen, die Steuern zu senken, besteht die Befürchtung, dass sich die Situation weiter verschlechtern könnte", sagte Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown.

Sollte es Trump gelingen, ein umfassendes Steuergesetz durch den US-Kongress zu bringen, dürfte es die US-Staatsverschuldung um einige Billionen US-Dollar weiter in die Höhe treiben. Diesen besorgniserregenden Fiskalzahlen stünden die Größe, die Widerstandsfähigkeit und die Dynamik der US-Wirtschaft entgegen. US-Finanzminister Scott Bessent wies die Herabstufung als unbegründet zurück. Der geplante Gesetzentwurf zur Verlängerung der Steuersenkungen werde das Wirtschaftswachstum ankurbeln, sagte Bessent am Sonntag dem Sender "CNN".

Mit dem Schritt von Moody's dürfte es für die USA etwas teurer werden, sich Geld auf dem Kapitalmarkt über Staatsanleihen zu besorgen, denn sie verlieren weiteres Vertrauen an den Finanzmärkten. Entsprechend geraten US-Staatsanleihen, -Aktien und den Dollar unter Druck.

Die Rendite von US-Treasuries mit 30-jähriger Laufzeit stieg auf 5,037 Prozent und damit ein 18-Monats-Hoch. Auch die Rendite der zehnjährigen US-Bonds stieg im Gegenzug zum fallenden Kurs auf 4,537 Prozent nach 4,440 Prozent am Freitag. Das schmälert prinzipiell die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren. Vor allem Anteilscheine von Technologieunternehmen leiden unter dem Renditeanstieg besonders, denn höhere Zinsen drücken den Wert der erwarteten Gewinne der oft stark wachsenden Unternehmen.

Und für die Tech-Aktien gab es noch weitere schlechte Nachrichten: Angesichts nicht ausgestandener Inflationsgefahren sieht der Präsident des Zentralbankbezirks Atlanta, Raphael Bostic, für dieses Jahr nur geringen Spielraum für niedrigere Leitzinsen. Er sagte dem Sender CNBC, die Federal Reserve werde den Leitzins dieses Jahr möglicherweise nur um einen Viertelpunkt senken können. Als Grund nannte er die von US-Präsident Donald Trump angestoßene Handelspolitik, die über höhere Importzölle die Inflation anzuheizen drohe.

Im DAX purzeln die Rekorde: Nach einem schwachen Start in die Woche hat der deutsche Leitindex einen Tages-Schlussspurt hingelegt und mit dem Schlusskurs bei 23.934 Punkten ein neues Allzeithoch aufgestellt. Damit legte er um 0,7 Prozent zu und ließ seine erst in der vergangenen Woche aufgestellte Bestmarke von 23.912 Zählern hinter sich.

Im Tagesverlauf profitierte der Leitindex davon, dass sich in New York die erste Aufregung wegen einer Abstufung des US-Kreditratings durch die Agentur Moody's nach Handelsbeginn schnell legte. Das war hierzulande förderlich für die Risikobereitschaft.

Die Deeskalation im Zollkrieg zwischen den USA und China und die Hoffnung auf Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank hatten zuletzt vor allem den deutschen Leitindex angetrieben. Seit Jahresanfang hat er rund 20 Prozent zugelegt. Vor allem die jüngsten Zoll-Deals der USA mit Großbritannien und China hatten die Kauflaune wieder frisch entfacht. Außerdem stützte die Ankündigung einer engeren Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und der EU die Stimmung am Markt.

Am deutschen Aktienmarkt gehörten heute die Rüstungswerte zu den Gewinnern. Für die Aktien von Rheinmetall ging es um 1,7 Prozent nach oben, mit bis zu 1.753 Euro erreichten sie einen neuen Rekord. Auch die Titel von Renk setzten ihre Rekordjagd fort, hier reichte ein letztlich 3,9 Prozent hoher Anstieg für erstmalige Aktienkäufe zu Preisen über 62 Euro.

Der Euro hat am Montag im Handelsverlauf einen Teil seiner deutlichen Kursgewinne wieder abgegeben. Nach bis zu 1,1288 US-Dollar wurden für die Gemeinschaftswährung in New York zuletzt noch 1,1235 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1262 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8879 Euro.

Am Rohstoffmarkt verzeichnen die Ölpreise zum Start in die Woche Verluste. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fällt zur Mittagszeit um 1,3 Prozent auf 64,56 Dollar. Nach den jüngsten deutlichen Preiszuwächsen macht sich nun die wieder steigende Risikoaversion der Anleger bemerkbar.

Der Goldpreis ist zu Wochenbeginn gestiegen. Das Edelmetall verteuert sich um rund 1,5 Prozent auf 3.245 Dollar je Feinunze. Angesichts zunehmender Sorgen über die US-Schulden profitiere Gold erneut von seiner Rolle als sicherer Hafen, sagte Nikos Tzabouras, Analyst bei der Handelsplattform Tradu.com. Auch eine schwächere US-Devise helfe dem in Dollar gehandelten Goldpreis, sich nach den starken Verlusten in diesem Monat zu erholen.

Die größte US-Bank JPMorgan stellt sich wegen der politischen Ankündigungen von Donald Trump auf schlechtere Geschäfte im Investmentbanking ein. Die vom US-Präsidenten ausgelösten Schwankungen an den Märkten dürften das Geschäft nach Einschätzung des Managements weiterhin beeinträchtigen. So werden die Einnahmen im Investmentbanking im zweiten Quartal wohl etwa um 15 Prozent niedriger ausfallen als ein Jahr zuvor, sagte der Co-Chef der JPMorgan-Sparte, Troy Rohrbaugh, auf dem Investorentag der Bank.

Beim IT-Sicherheitsunternehmen Secunet Security Networks nimmt der bisherige Chef Axel Deininger überraschend schon jetzt seinen Abschied. Der Manager scheide im gegenseitigen Einvernehmen am Dienstag (20. Mai) aus dem Vorstand aus, teilte das Unternehmen am Montagabend in Essen mit. Eigentlich wäre Deiningers Vertrag noch bis Ende Dezember gelaufen. Nachfolger im Vorstand wird zum 1. Juli wie bereits angekündigt Marc-Julian Siewert. Dieser ist auch designierter neuer Vorstandsvorsitzender.

Beim Autobauer Ford in Köln sind weitere Streiks vorerst vom Tisch. Mit der deutschen Geschäftsführung habe man sich auf Eckpunkte für weitere Verhandlungen verständigt, teilte die IG Metall Köln-Leverkusen mit. "Dafür braucht es an der ein oder anderen Stelle nun eine Zustimmung aus der Konzernzentrale in den USA", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Ford Werke, Benjamin Gruschka. Einzelheiten nannte er zunächst nicht.

Im Streit um die geplante Schließung des Thomy-Werks in Neuss mit rund 145 Arbeitsplätzen haben sich Betriebsrat und Geschäftsleitung laut dem Mutterkonzern Nestlé auf einen Sozialplan geeinigt. Geplant seien unter anderem Abfindungen, Vorruhestandsregelungen und Rentenlösungen, teilte Nestlé Deutschland mit. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht unter Altersregelungen fielen, werde eine Transfergesellschaft eingerichtet. Nestlé hatte im März die Schließungspläne für Mitte 2026 bekanntgegeben.

Jenseits der großen Indizes macht Stratec mit deutlichen Kursgewinnen auf sich aufmerksam. Der Laborausrüster hofft für das laufende Jahr wieder auf Wachstum. Stratec-Chef Marcus Wolfinger begründete das mit abnehmenden Nachlaufeffekten der Corona-Pandemie. 2024 gingen die Erlöse um knapp fünf Prozent zurück auf 258 Millionen Euro.

Bei seinen umjubelten Auftritten anlässlich der Computermesse Computex in Taiwan hat Nvidia-Chef Jensen Huang Einblicke in die Strategie des weltgrößten Anbieters von KI-Prozessoren gewährt. Um Entwickler enger an sich zu binden, will der US-Chipkonzern Teile seiner Technologie Konkurrenten zugänglich machen. Außerdem soll ein Online-Marktplatz zum Verkauf von Rechenkapazitäten entstehen.

Airbnb muss in Spanien mehr als 65.000 Angebote für Ferienwohnungen wegen Regelverstößen aus seinem Angebot nehmen. Das zuständige Ministerium erklärte, die meisten betroffenen Anzeigen enthielten keine Lizenznummer, andere ließen offen, ob es sich bei dem Vermieter um eine Privatperson oder ein Unternehmen handle.

Die irische Billig-Airline Ryanair hat wegen niedriger Ticketpreise einen Gewinneinbruch verbucht. Der Nettogewinn fiel im Ende März auslaufenden Geschäftsjahr 2024/25 um 16 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Im neuen Geschäftsjahr rechnet der Chef der Ryanair-Gruppe, Michael O'Leary, mit 206 Millionen Fluggästen. Auch sollten die Ticketpreise leicht anziehen.

Die US-Regierung erwägt, Boeing mit einer neuen Vereinbarung einen Prozess zu den zwei tödlichen Abstürzen von Flugzeugen des Typs 737 MAX zu ersparen. Es sei aber noch keine Entscheidung dazu getroffen worden, teilte das Justizministerium in Gerichtsunterlagen mit.

Nachdem ein Kleinaktionär vor Gericht ein milliardenschweres Aktienpaket für Tesla-Chef Elon Musk torpedieren konnte, stellt der Autobauer eine Hürde für Klagen von Anteilseignern auf. Nach einer Änderung der Satzung dürfen nur Aktionäre mit einer Beteiligung von mindestens drei Prozent Klagen gegen Manager oder Verwaltungsratsmitglieder im Interesse des Unternehmens einreichen.

Das Geschäft mit Tankstellen der Marke Jet in Deutschland und Österreich wird verkauft. Der US-Konzern Phillips 66 verkauft einen Mehrheitsanteil von 65 Prozent für rund 1,5 Milliarden Euro an ein Konsortium, hinter dem die Investmentfirmen Energy Equation Partners und Stonepeak stehen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. Mai 2025 um 09:00 Uhr.