Eine Person injiziert sich das Medikament Ozempic in den Bauch.

Hype um Ozempic und Wegovy Anstieg bei gefälschten Abnehmspritzen-Rezepten

Stand: 20.05.2025 10:17 Uhr

Abnehmspritzen sind zu regelrechten Lifestyle-Produkten geworden. Der Hype um Produkte wie Ozempic und der hohe Preis rufen auch Kriminelle auf den Plan, die gefälschte Rezepte verkaufen.

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat in den vergangenen beiden Jahren einen Anstieg der Fälle von Rezeptfälschungen beobachtet, mit denen Menschen an gewichtsreduzierend wirkende Arzneimittel kommen wollten. Eine genaue Statistik dazu gibt es laut einem Sprecher aber nicht.

Drastischer Anstieg bei gefälschten Papierrezepten

Auch der GKV-Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen berichtete davon, dass in den vergangenen beiden Jahren vor allem die Zahl professionell gefälschter Papierrezepte drastisch zugenommen habe.

Im Sicherheitsbericht 2024 des Innenministeriums Baden-Württemberg ist das Phänomen ebenfalls ohne konkrete Zahlen beschrieben. "Bei den ermittelten Tatverdächtigen handelt es sich oftmals um reisende und überregional agierende Tätergruppierungen mit osteuropäischer Herkunft", heißt es dort.

Steigende Nachfrage nach Abnehmspritzen

Hintergrund der zunehmenden Rezeptfälschungen ist der Hype um Produkte wie die Abnehmspritzen Ozempic und Wegovy, die zu regelrechten Lifestyle-Produkten geworden sind. Auch die Berichte über Prominente, die die ursprünglich für Diabetiker gedachten Mittel zum Abnehmen nutzen, pushen die Nachfrage. Zwischenzeitlich gab es auch Lieferengpässe.

Aus Sicht des BKA ist davon auszugehen, "dass die gesteigerte Nachfrage, der eingeschränkte Patientenkreis sowie der höhere Preis dieser Arzneimittel ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen".

Gefälschte Rezepte schwer zu entlarven

Bei den gefälschten Rezepten geht es nach Einschätzung von Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), um solche in Papierform. Die seien inzwischen so gut zu fälschen, dass Apothekerinnen und Apotheker kaum eine Chance hätten, die Fälschungen zu entlarven.

"Da geht es manchmal um Arztadressen oder Angaben von Versicherten, die es gar nicht gibt", sagt Preis im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Dabei fällt die Fälschung oftmals erst bei einer Prüfung durch die Krankenkassen auf, wie Preis betont.

Diese würden sich dann häufig weigern, die Kosten zu übernehmen, wodurch die Apotheken auf den Kosten sitzen blieben. "Das ist ein großer finanzieller Schaden", macht der ABDA-Präsident deutlich.

Auch der GKV-Spitzenverband erläutert, dass selbst vergleichsweise wenige Fälle im Ergebnis hohe Schadenssummen verursachten. Das liege daran, dass diese Arzneimittel besonders hochpreisig seien.

Fälschungen von E-Rezepten seien dagegen bislang nicht bekannt, so Apotheker Preis. Beim GKV heißt es zumindest, eine konsequente Nutzung des E-Rezeptes dürfte Fälschungen in Zukunft deutlich erschweren.

Darmhormone als Schlüssel

Doch wofür werden die Medikamente eigentlich genutzt? Während die Präparate Ozempic und Mounjaro in erster Linie zur Behandlung von Diabetes gedacht sind, ist Wegovy ein verschreibungspflichtiges Medikament, das beim Abnehmen und Halten von Gewicht helfen soll. Aber auch die zwei anderen Präparate haben diesen Effekt.

Die entscheidenden Wirkstoffe heißen Semaglutid und Tirzepatid. Sie imitieren unter anderem die Wirkung des Darmhormons GLP-1 (Glucagon-like peptide-1): Dem Gehirn wird mitgeteilt, dass gegessen wurde und es ein Sättigungsempfinden entwickeln könne. Der Appetit wird also gezügelt.

Krankenkassen tragen Kosten nur für Diabetiker

In Deutschland sind Diabetes-Medikamente verschreibungs- und folglich apothekenpflichtig, erklärt das Stuttgarter Innenministerium im Sicherheitsbericht. "Die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten." Bei einer Verordnung mittels Privatrezept zur Behandlung von Adipositas müssen die Anwenderinnen und Anwender demnach das Medikament selbst bezahlen.

Apotheker Preis warnt davor, rezeptpflichtige Abnehmpräparate ohne Begleitung von Ärzten oder Apothekern einzunehmen - was bei gefälschten Rezepten in der Regel aber der Fall sei. "Eine Eigentherapie ist gefährlich."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete der NDR in der Sendung "Visite" am 20. Mai 2025 um 20:15 Uhr.