
Fondssparen Was ist der Cost-Average-Effekt und was bringt er?
Ein Wunder der Finanzmathematik - oder nur ein Marketing-Gag von Banken und Anlageberatern? Wer langfristig in Fonds oder Indexfonds (ETF) spart, der kann sich den so genannten Cost-Average-Effekt zunutze machen.
"Durchschnittskosten-Effekt" heißt das Phänomen auf deutsch, dem jeder Anleger und jede Anlegerin automatisch begegnet, wenn er oder sie regelmäßig einen gleich hohen Betrag in einen Fonds oder in Aktien investiert.
Durch die stetig steigenden und fallenden Kurse am Aktienmarkt verändert sich nämlich der Sparvorgang, wie Hans-Peter Schupp, Vermögensverwalter bei Fidecum, erklärt: "Wenn ich einen festen Betrag investiere, zum Beispiel monatlich, dann kaufe ich automatisch bei niedrigeren Kursen mehr Aktien oder Wertpapiere - und bei höheren weniger". Das führe dazu, dass quasi automatisch ein Durchschnittskurs durch die verschiedenen Kaufzeitpunkte entsteht.
Der Cost-Average-Effekt "glättet" also die Einstiegskurse beim Investieren, und damit auch die Wertentwicklung auf längere Sicht. Bei einem Börsencrash sorgt er dafür, dass günstiger eingekauft wird. Dadurch können sich Kursrückgänge für Fondssparerinnen und Fondssparer, die weiter stur in den Markt einsteigen, oft wie günstige Kaufgelegenheiten anfühlen.
Scheibchenweise kaufen statt alles auf einmal?
Umgekehrt werden allerdings bei stark steigenden Kursen auch weniger Fondsanteile für den gleichen Sparbetrag gekauft. Hier wirkt der Cost-Average-Effekt also eher dämpfend auf die Wertentwicklung im Zeitverlauf.
Aber sollte man deshalb sein verfügbares Vermögen lieber stückweise investieren, um diesen Effekt zu nutzen? Also nicht alles auf einmal investieren? Christine Laudenbach, Professorin am Leibniz Institut für Finanzmarktforschung in Frankfurt, meint nein: "Wenn ich jetzt Geld zur Verfügung habe, aber überlege, dass ich das lieber in Einzelteile aufsplitte und über die Zeit anlege, dann stellt sich ja die Frage: Was passiert mit dem Geld, das ich nicht angelegt habe in der Zeit? Es kann ja auch sein, dass ich damit weniger erwirtschafte, als dies am Aktienmarkt der Fall gewesen wäre."
Sparpläne schonen die Nerven
Die verlorene Rendite, die dadurch entsteht, dass man keine sogenannte "Einmalanlage" vornimmt, sorgt dann also dafür, dass die Gesamtrendite schlechter ausfällt, als wenn man "scheibenweise" anlegen würde. "Wenn man es rein mathematisch betrachtet, sieht man, dass es keinen systematischen Vorteil für den Cost-Average-Effekt gibt", so Laudenbach.
Aber Anlegerinnen und Anleger sind schließlich auch nur Menschen. Und Emotionen wie Angst und Gier sind am Finanzmarkt nur schwer zu beherrschen. Darauf sollte man ruhig Rücksicht nehmen, sagt auch Laudenbach: "Wenn ich das Gefühl habe, dass ich nicht so gut alles auf einmal investieren kann, weil ich mich langsam herantasten möchte, dann ist das vielleicht eine Strategie, die für mich gut ist. Aber dabei geht es eben nicht um den Cost-Average-Effekt."
Bei Sparplan-Raten auf die Kosten achten
Der Sparplan also als Beruhigungspille für Anlegerinnen und Anleger, die nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt alles auf einmal investieren wollen? Dabei ergibt das regelmäßige Sparen in Monatsraten noch aus einem anderen, ganz praktischen Grund Sinn beim Fondssparen: Schließlich bekommen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ja auch zumeist einmal monatlich Lohn oder Gehalt.
Und wer sich Stück für Stück in den Aktienmarkt spart, der muss weniger Schwankungen im Depot verkraften, ist Vermögensverwalter Hans-Peter Schupp überzeugt: "Sie reduzieren mit dieser Strategie ganz klar ihr Risiko". Allerdings sollte man dabei auch die Kosten für die Sparplanraten im Blick behalten, so der Experte: "Wenn man ein reduziertes Risiko hat, kostet das natürlich auch Geld“.
Denn einerseits könne die Gesamtrendite niedriger ausfallen als bei der Einmalanlage, zum anderen entstünden auch Kosten durch die vielen Käufe per Sparplan. Wer einen oder mehrere Fonds oder Aktien bespart, kann dies aber inzwischen bei vielen Banken und Brokern für kleine Gebühren - oder sogar komplett kostenlos - beauftragen.
Der Cost-Average-Effekt, der dabei automatisch auftritt, ist also weniger ein Finanzwunder, sondern er hilft eher dabei, nervenschonend mit kleinen Beträgen ein großes Vermögen aufzubauen.