Satellitenaufnahme der Straße von Hormus. (Archivbild: 27.12.2011)
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Sorge vor möglicher Blockade Straße von Hormus als Druckmittel des Iran?

Stand: 19.06.2025 10:08 Uhr

Eine Blockade der Straße von Hormus gilt als iranisches Druckmittel im Krieg mit Israel. Doch ein Stopp auf der extrem wichtigen Schifffahrtsroute hätte auch für den Iran selbst Folgen.

Kaum hatte der gegenseitige Beschuss Israels und des Iran begonnen, erwog Teheran schon öffentlich die Schließung der Straße von Hormus. Eine solche Blockade würde einen neuralgischen Punkt des weltweiten Öl- und Gashandels treffen.

"Jeden Tag passieren rund 33 Millionen Barrel Rohöl die Meerenge", betont Ölmarktanalyst Gaurav Sharma die wirtschaftliche Bedeutung der Straße von Hormus. Sie verbindet den Persischen Golf mit dem Golf von Oman, dem Arabischen Meer und dem Indischen Ozean - und misst an ihrer schmalsten Stelle rund 55 Kilometer.

Blockade wäre ein Leichtes für den Iran

Für den Iran wäre es ein Leichtes, das Nadelöhr für Schiffe zu sperren. Er könnte das Gebiet verminen, Förderanlagen und Pipelines zerstören, Tanker mit Drohnen und Raketen beschießen. Dann wären die meisten Öl- und Gasproduzenten in der Region vom Weltmarkt abgeschnitten.

Die Sicherheit der Straße von Hormus sichere auch die Energieversorgung der Welt, mahnte deshalb ein Sprecher der katarischen Regierung. Das Emirat ist der größte Flüssiggasproduzent der Region. Das meiste Öl stammt aus Saudi-Arabien, dem Irak und Kuwait.

Trotzdem halten Fachleute eine iranische Blockade für eher unwahrscheinlich, auch Gaurav Sharma. Sollte der Iran diesen Weg einschlagen, schade er sich selbst und setze die Beziehungen zu seinen Nachbarn aufs Spiel, etwa die Annäherung an den einstigen Erzfeind Saudi-Arabien, sagt der Energiemarktexperte.

Schifffahrtsroute für Iran selbst sehr wichtig

Der Iran selbst verschifft täglich rund anderthalb Millionen Barrel Öl durch die Straße von Hormus und braucht die Einkünfte, ebenso den Nachschub von Kriegsgerät aus Russland und China. Gerade mit China, das einen Großteil seines Ölbedarfs vom Golf bezieht, will der Iran es sich nicht verderben.

Nicht zuletzt müsste die iranische Führung damit rechnen, dass die USA und deren Verbündete eingreifen, um den Seeweg wieder zu öffnen. Die fünfte Flotte der US-Marine liegt vor Bahrain im Persischen Golf. "Kann die iranische Marine sich darauf einlassen? Wohl kaum, die Amerikaner würden sie plattmachen", sagt Sharma.

Die Karte zeigt den Persischen Golf, die Straße von Hormus und den Golf von Aden sowie Anrainerstaaten

Preisanstieg für Öl hält sich bisher in Grenzen

Was aber, wenn der Iran das Risiko doch eingeht und plötzlich 20 Prozent des weltweiten Rohölangebots wegfallen? Sharma verweist darauf, dass derzeit viel Öl auf dem Markt ist und der Preisanstieg infolge des Krieges sich bisher in Grenzen hält. Nach Beginn der israelischen Angriffe auf den Iran legten die Preise zwar zu. Mittwochmittag kostete ein Barrel der Marke Brent 75,6 Dollar, vor einer Woche waren es noch 66 Dollar. Die Marke von 100 Dollar pro Barrel ist aber längst nicht erreicht.

Erst ein längerfristiger Ausfall der Staaten am Golf könnte nach Einschätzung von Experten zu einem größeren Preisanstieg führen und eine internationale Wirtschaftskrise auslösen. Ausgemacht ist das aber nicht - wenn nämlich Kanada, Norwegen, Brasilien und andere Länder ihre Ölfördermengen erhöhen.

Eine Blockade der Straße von Hormus würde also die Staaten am Golf treffen, muss also nicht unbedingt weltweite Folgen haben.

Sabina Matthay, ARD Kairo, tagesschau, 18.06.2025 09:23 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 18. Juni 2025 um 06:39 Uhr.