
Amtsantritt von Papst Leo XIV. "Menschenfischer" in der Menge
Papst ist er schon. Aber heute ist Leo XIV. offiziell in sein Amt eingeführt worden. Unter etwa 200.000 Menschen sorgt er auf dem Petersplatz für Begeisterung - und wagt für seine Kirche einen ungewöhnlichen Vergleich.
Der vielleicht bewegendste Moment ereignet sich, als Kardinal Luis Antonio Tagle den goldenen Fischerring nimmt - und ihn Leo XIV. an die rechte Hand streift. Als eines der Insignien, die ihn von nun an als Papst auszeichnen.
Plötzlich steht da vorn auf dem Petersplatz ein gerührter Mann, der kurz die Augen schließt. Der dann einen Moment den Ring an seiner Hand anschaut, fast als könne er das Ganze noch nicht fassen. Zu geschätzt 200.000 Menschen sagt Leo XIV.:
Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu Euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens und eurer Freude machen und mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes wandeln möchte…(..) der möchte, dass wir alle eine einzige Familie sind.
Der Fischerring mit Petrus darauf unterstreicht seine Rolle als "Menschenfischer" - als einer, der die Menschen für den christlichen Glauben begeistern soll. Viele Anwesende auf dem Petersplatz sind das längst. Zum Beispiel Manu aus Berlin, die nach der Papstwahl zunächst skeptisch war.
"Wir waren alle ein bisschen geschockt als wir gehört haben, dass es ein amerikanischer Papst wurde", sagt sie. Aber es sei nur ein anfänglicher Schock gewesen, sagt sie. "Als er dann sprach, haben wir uns sehr sehr gefreut. Und wir hoffen einfach, dass er den Weg, den unser Franziskus gegangen ist, dass er den wirklich auch weitergeht. Weil: Frauen müssen auch ein bisschen was zu sagen haben."
Im Papamobil durch die Menge
Dass der neue Papst der Ehe von Homosexuellen oder Frauen in Weiheämtern gleich mal eine Abfuhr erteilt hat? Manu hofft auf schrittweise Veränderungen während seines Pontifikats.
Jetzt überwiegt aber erstmal die Begeisterung. Und die hat bereits vor dem Gottesdienst einen ihrer Höhepunkte erreicht: Als Papst Leo im weißen Papamobil durch die Menge fährt, die ganze Prachtmeile bis hinunter zum Tiber-Fluss. "Uno spettacolo", ein Spektakel, ruft ein Italiener in sein Handy.
Gabriel aus Bonn - mit vier Freunden eigentlich für einen Junggesellenabschied in Rom - glaubt an den Neuen: "Er scheint klarer zu kommunizieren als Franziskus. Und das schätze ich sehr", sagt er. "So wie ich Leo wahrgenommen habe, ist der aber auch nicht kühl." Er sei ja als Missionar in die kleinen Gemeinden gegangen, sei da sehr volksnah gewesen: "Und insofern glaube ich, dass er auch da den richtigen Ton treffen wird."
Leo XIV. erhält die Insignien
Für den Papst geht es nach der Fahrt im Papamobil zunächst in den Petersdom: hinunter ans Grab des Apostel Petrus, der als erster Papst überhaupt gilt. Hier liegen die Insignien bereit, die er gleich während des Gottesdienstes auf dem Platz von den Kardinälen überreicht bekommt. Neben dem Fischerring auch das Pallium - eine Art Wollschal -, als Zeichen, dass er jetzt der Hirte für weltweit rund 1,4 Milliarden Katholikinnen und Katholiken ist.
Draußen auf der Ehrenloge sitzen Delegationen aus aller Welt. Bundeskanzler Friedrich Merz ist darunter. Er wird später berichten, dass sich am Rande Gespräche mit Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj ergeben haben, und mit US-Vizepräsident JD Vance.
Ein Stückchen Sauerteig
Dass der Papst in seiner Predigt ähnlich wie sein Vorgänger Franziskus das aktuelle Wirtschaftsmodell kritisiert, das die Ressourcen der Erde ausbeute, kommentiert Merz so: "Dass ein Papst auf solche Dinge aufmerksam machen muss, gehört zu seiner ureigensten Aufgabe. Ich fühle mich, mit dem was wir soziale Marktwirtschaft in Deutschland nennen, da nur sehr begrenzt angesprochen."
In einer Zeit voller Zwietracht und Gewalt, in diesem Teig, sagt Papst Leo XIV. soll seine Kirche ein kleines Stückchen Sauerteig sein, das die Einheit fördert, die Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit. Deshalb sind auch Vertreter unterschiedlicher Glaubensrichtungen gekommen - egal ob Christen, Juden oder Muslime. Leo XIV. ist jetzt auch ganz offiziell Papst.