
Nahost-Liveblog ++ Israel gehen offenbar die Abfangraketen aus ++
Nach einem Bericht des Wall Street Journal geht in Israel der Bestand von Abfangraketen für das Waffensystem "Arrow" zur Neige. Die USA schließen ihre Botschaft in Jerusalem bis zum Ende der Woche.
- US-Transportflugzeuge auf Zypern
- Atomanlagen laut Iran in "gutem" Zustand
- Wall Street Journal: Israel gehen Abfangraketen aus
- Israel greift Waffenproduktionsanlagen an
Die von der Terroroganisation Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde im Gazastreifen hat der israelischen Armee erneut vorgeworfen, bei Angriffen und durch Schüsse an einem Hilfszentrum zahlreiche Menschen getötet zu haben. Israelische Soldaten hätten im Zentrum des Küstenstreifens Schüsse abgegeben, als dort Tausende Menschen an einer Ausgabestelle für Lebensmittel zusammengeströmt waren. Dabei seien elf Menschen getötet und mehr als 100 weitere verletzt worden. Die israelische Armee wirft der Zivilschutzbehörde vor, Falschinformationen zu verbreiten.
Der zyprische Verteidigungsminister Vassilis Palmas hat bestätigt, dass US-amerikanische Militärflugzeuge auf dem Luftwaffenstützpunkt der zyprischen Stadt Paphos angekommen sind. Es handele sich dabei aber nicht um Kampfflieger, sondern um Transportflugzeuge. Zyprische Medien berichteten zudem von Flugzeugen, die Kampfjets in der Luft betanken können. Um wie viele Maschinen es sich handelt, wurde zunächst nicht bekannt. Das EU-Land Zypern liegt rund 250 Kilometer Luftlinie von Israel entfernt.
Israel startet neue Angriffe auf Teheran
Israel hat eine neue Angriffswelle auf die iranische Hauptstadt Teheran gestartet. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf das israelische Militär.
Katz: "So brechen Diktaturen zusammen"
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz befeuert Spekulationen, dass Israel nicht nur auf das Atomprogramm des Iran zielt. "Symbole der Regierung werden bombardiert und brechen zusammen - von der Rundfunkanstalt bis zu bald weiteren Zielen", schrieb Katz auf X. Ein Tornado ziehe über Teheran hinweg. "So brechen Diktaturen zusammen."
Im Iran sind Medienberichten zufolge fünf Menschen wegen des Vorwurfs festgenommen worden, im Internet den Ruf der Islamischen Republik "beschädigt" zu haben. Wie die Nachrichtenagenturen Tasnim and Isna unter Berufung auf die Revolutionsgarden berichteten, erfolgten die Festnahmen wegen angeblicher Zusammenarbeit mit dem israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad. Die "Söldner" hätten durch gezielte Online-Aktivitäten versucht, Ängste in der Bevölkerung zu schüren und das Image des "heiligen Systems" des Iran zu beschädigen.
Atomanlagen laut Iran in "gutem" Zustand
Der iranische Atomchef Mohammed Eslami hat den Zustand der Atomanlagen im Land trotz der israelischen Angriffe als "gut" bezeichnet. Das berichtet die halbstaatliche Nachrichtenagentur Fars.
Geflüchtete Iraner erschöpft und besorgt
Viele Menschen im Iran flüchten vor den israelischen Angriffen in die Türkei. Sie sind erschöpft und besorgt, wie ARD-Korrespondentin Katharina Willinger berichtet. Manche von ihnen wollen aber auch zurück in den Iran.
Israel greift Produktionsanlagen an
Israel und der Iran haben in der vergangenen Nacht ihre gegenseitigen Angriffe fortgesetzt. Israel bombardierte nach eigenen Angaben iranische Produktionsanlagen für Waffen und Zentrifugen.
Nach der Sperrung des Luftraums über Israel ist das erste Flugzeug mit im Ausland gestrandeten Israelis in Tel Aviv gelandet. Laut Flughafenbehörde wurden die Passagiere von Zypern aus nach Israel geflogen. Nach Angaben von Israels Verkehrsministerin Miri Regev sitzen zwischen 100.000 und 150.000 Israelis im Ausland fest. Die Rückholaktion werde basierend auf dem aktuellen Sicherheitsrisiko in mehreren Phasen organisiert. Im Vordergrund stehe die Sicherheit der Passagiere, des Flugpersonals und der Flugzeuge.
Israel gehen einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge die Abfangraketen für das Abwehrsystem "Arrow" aus. Der Bestand der Geschosse gehe zur Neige, heißt es unter Berufung auf einen US-Beamten. Das weckt Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit Israels, den iranischen Langstreckenraketen entgegenzuwirken. Der Bericht des Wall Street Journal ließ sich zunächst nicht bestätigen.
Beobachter in Israel gehen laut ARD-Korrespondentin Pia Steckelbach davon aus, dass die USA "sehr bald" in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingreifen werden. Präsident Donald Trump wolle nicht derjenige sein, der sich nicht getraut hat - und der nicht teilgenommen hat an einem möglichen Regimewechsel in Teheran.
Der Nationale Sicherheitsrat in den USA hat getagt - wie immer geheim. Ein offizielles Statement zu den Inhalten gibt es also nicht. Wie ARD-Korrespondent Torben Börgers berichtet, hat Präsident Donald Trump laut US-Medienberichten in der Sitzung aber durchblicken lassen, dass er sich "möglicherweise anfreunden könnte mit einer eventuellen aktiven Beteiligung der USA" im Konflikt mit dem Iran.
China hat offiziellen Angaben zufolge mit der Evakuierung seiner Staatsangehörigen aus dem Iran begonnen. Eine erste Gruppe von Chinesen habe Teheran über den Landweg in Richtung Turkmenistan verlassen, meldet die staatliche Nachrichtenagentur CNS.
Spekulationen über US-Kriegseintritt
Die USA verstärken die militärische Präsenz im Nahen Osten. Ist das nur eine Drohkulisse oder bereitet Präsident Donald Trump einen Einsatz gegen den Iran vor?
Israels Armee hat nach eigenen Angaben Produktionsanlagen für Zentrifugen und Waffen im Iran getroffen. Mehr als 50 Flugzeuge der Luftwaffe hätten Angriffe im Raum Teheran geflogen. Zum Ausmaß der Schäden machte die Armee keine Angaben. Die angegriffene Fertigungsanlage für Zentrifugen diente dem Iran nach israelischer Darstellung, den Umfang und die Geschwindigkeit seiner Urananreicherung für die Entwicklung von Atomwaffen auszuweiten.
Zu den anderen Angriffszielen gehörte demnach auch eine Anlage zur Herstellung von Rohstoffen und Komponenten für den Zusammenbau von Boden-Boden-Raketen, die bereits gegen Israel eingesetzt würden. Auch Standorte, die Teile für Boden-Luft-Raketen herstellten, seien ins Visier genommen worden.
Nach Recherechen von Reuters bauen die USA ihre militärische Präsenz im von kurdischen Kräften beherrschten Nordosten Syriens nach und nach ab. Reporter der Nachrichtenagentur hätten vor Ort festgestellt, dass zwei weitere Stützpunkte in der Region von der US-Armee aufgegeben wurden. Damit steige das Risiko, dass die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) wiedererstarken könne.
Das US-Verteidigungsministerium lehnte eine Stellungnahme dazu ab. Die US-Regierung hatte aber zuletzt angekündigt, dass sie ihre Militärpräsenz in den von den kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) beherrschten syrischen Gebieten von acht auf einen Stützpunkt reduzieren wird.
Irans Nachbarn: Angst vor Flächenbrand
Der Iran bekommt seit dem Angriff Israels viel Unterstützung von seinen arabischen Nachbarn. Einstige Rivalitäten haben sich abgeschwächt. Doch hinter der Solidarität stehen auch handfeste Sorgen.
Die israelischen Angriffe auf den Iran haben nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation mindestens 585 Menschen das Leben gekostet. Mehr als 1.300 weitere seien verletzt worden, teilte die in Washington ansässige Organisation Human Rights Activists mit. Die Gruppe erklärte, sie habe 239 der Toten als Zivilisten und 126 als Sicherheitskräfte identifiziert.
Die Organisation, die auch während der Anti-Regierungsproteste im Iran 2022 Opferzahlen veröffentlicht hatte, gleicht nach eigenen Angaben Berichte in der Islamischen Republik mit einem Netzwerk von Quellen ab, das sie im Land aufgebaut hat.
Die iranische Regierung aktualisiert die Zahl der Opfer der israelischen Angriffe nur unregelmäßig. Zuletzt hatte die Regierung am Montag 224 Tote gemeldet. Weitere 1.277 sind den Regierungsangaben zufolge verletzt worden.
Inmitten der eskalierenden Lage im Nahen Osten hat Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei erneut Israel gedroht. "Wir müssen dem zionistischen Terror-Regime eine starke Antwort geben", schrieb er auf der Plattform X. "Wir werden gegenüber den Zionisten keine Gnade walten lassen."
Zuvor hatten die iranischen Revolutionsgarden - die Elitestreitmacht der Islamischen Republik - in zwei Angriffswellen mehrere Raketen auf Israel abgefeuert. In israelischen Medien war von etwa 25 Geschossen die Rede.
Wegen der angespannten Sicherheitslage bleibt die US-Botschaft in Jerusalem bis einschließlich Freitag geschlossen. Das gelte auch für die Konsularabteilungen in Tel Aviv und Jerusalem, hieß es auf der Webseite der diplomatischen Vertretung. Es könnten keine Pässe ausgestellt oder andere Dienstleistungen geboten werden. Der nächste reguläre Geschäftstag wäre dann der kommende Montag. Alle Mitarbeiter der US-Regierung und deren Familien sollten bis auf weiteres zu Hause oder in der Nähe ihrer Wohnorte bleiben.
Die iranischen Streitkräfte haben nach israelischen Angaben erneut Raketen auf Israel abgefeuert. Die zwei Angriffswellen innerhalb von weniger als einer Stunde lösten in mehreren Teilen des Landes Luftalarm aus, wie das israelische Militär mitteilte. Die Streitkräfte versuchten demnach, die Raketen abzufangen. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, den Anweisungen des Militärs Folge zu leisten.
Jeweils kurz nach den beiden Angriffen durften die Menschen in den betroffenen Gebieten die Schutzräume wieder verlassen. Ein Raketeneinschlag auf einem Parkplatz in Zentralisrael löste einen Brand aus, wie die Zeitung Times of Israel berichtete. Hinweise auf Verletzte gab es zunächst nicht.
Bei dem Angriff kamen laut Iran auch Hyperschallraketen zum Einsatz. In der "elften Welle" der Angriffe auf Israel seien ballistische Geschosse des Typs "Fattah 3" abgefeuert worden, erklärte die iranischen Revolutionsgarde.
Das iranische Staatsfernsehen hat die Bürger des Landes aufgefordert, WhatsApp von ihren Smartphones zu entfernen. In dem Bericht hieß es - ohne Vorlage konkreter Beweise -, dass die App Nutzerdaten sammle, um diese an Israel zu senden.
WhatsApp teilte daraufhin in einer Erklärung mit, dass weder Standorte noch persönliche Nachrichten verfolgt würden. "Wir geben keine Masseninformationen an Regierungen weiter", hieß es weiter. Man sei "besorgt, dass diese falschen Berichte ein Vorwand dafür sind, dass unsere Dienste zu einer Zeit blockiert werden, in der die Menschen sie am meisten brauchen".
Israel fliegt neue Angriffe auf Teheran
Israels Streitkräfte haben nach eigenen Angaben erneut Ziele in der iranischen Hauptstadt Teheran aus der Luft angegriffen. Die iranische Nachrichtenagentur Nournews meldete Explosionen in einem Stadtteil der Millionen-Metropole.
Zuvor hatte das israelische Militär die Bewohner des 18. Bezirks im Südwesten der Stadt aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Die Luftwaffe werde militärische Einrichtung in dem Gebiet angreifen, hieß es in dem Aufruf. So will die Armee die Zivilbevölkerung vor Ort schützen.
Angesichts der Konfrontation zwischen Israel und dem Iran hat sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dagegen ausgesprochen, die Regierung in Teheran mit militärischen Mitteln zu stürzen. "Der größte Fehler, den man heute begehen kann, ist, mit militärischen Mitteln einen Regimewechsel im Iran anzustreben, denn das würde Chaos bedeuten", sagte Macron zum Abschluss des G7-Gipfels in Kanada.
"Glaubt irgendjemand, dass das, was 2003 im Irak (...) und im vergangenen Jahrzehnt in Libyen geschehen ist, eine gute Idee war? Nein!", sagte Macron weiter in Anspielung auf die militärischen Interventionen unter Führung der USA, die 2003 zum Sturz des irakischen Machthabers Saddam Hussein und im Jahr 2011 zur Tötung des libyschen Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi führten.
Zum Konflikt zwischen Israel und dem Iran fügte Macron an: "Nein zu Angriffen auf die Energieinfrastruktur, nein zu Angriffen auf die Zivilbevölkerung und nein zu Militäraktionen, die zu einem Regimewechsel führen würden, denn niemand kann sagen, was danach kommt."
Der Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen
US-Präsident Trump hat den Nationalen Sicherheitsrat einberufen, um über den Krieg zwischen Iran und Israel zu sprechen. Laut Trump wissen die USA genau, wo sich Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei aufhält.